Buchvorstellung : Odessa – Die wahre Geschichte
Der Untertitel klingt reißerisch: „Die wahre Geschichte“. Damit möchte sich Uki Goñi jedoch vom Thriller „Die Akte Odessa“ abgrenzen. Denn in der Realität, so zeigt Goñi in seiner akribischen Studie auf, war die „wahre Odessa“ vor allem ein Netz von Nicht-Nazi-Organisationen, die nicht nur jahrzehntelang Adolf Eichmann, Josef Mengele und Erich Priebke schützten. Institutionen des Vatikans und Staatsorganisationen Argentiniens halfen. Diese „Rattenlinien“ sind lange bekannt. Aber der argentinische Historiker und Journalist hat unbekannte Quellen aus amerikanischen, argentinischen und europäischen Archiven erschlossen und 200 Zeitzeugen befragt. So wird nicht nur die Dimension der komplexen Operation sichtbar – über 300 geflohene Nazis entdeckte Goñi. Aufgezeigt werden zudem die Motive, die das Perón-Regime bewegten, schon früh mit den Nazis zu kooperieren. Eine Vision von einer ethisch reinen hispanischen „Katholischen Nation“ bewegte Generäle und Bischöfe, die 1938 auch zu einer Geheimanweisung führte, die Juden die Einreise verwehrte. Ein Standardwerk, das sich wie ein Spionagethriller liest. Nur dass „die Guten“ nicht immer gewannen. AS