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■ BuchtipUmweltschutz als rassistische Ideologie

Ökologie und Rassismus. Geht das zusammen? Welche Verbindung läßt sich herstellen? Dieser Frage geht das Buch „Feuer in die Herzen“ von Jutta Ditfurth im wesentlichen nach.

Ditfurth macht in ihrer Studie ökorassistische Tendenzen nicht nur bei rechtsextremen Parteien aus, sondern auch in Ansätzen in etablierten Parteien. Sie sammelt Aussagen von Politikern jeglicher Couleur, die menschenverachtende, rassistische Positionen vertreten, die sich jetzt ökologisch verkleiden. Das Reizthema Ökologie wird mißbraucht, um eine ausländerfeindliche Politik zu betreiben.

Rassismus und Neofaschismus mit Hilfe ökologischer Begründungen neu zu legitimieren und zu popularisieren sei selbst in linken und linksliberalen Kreisen immer mehr zu beobachten. Ditfurth macht das an der Bereitschaft der Grünen deutlich, mit der Ökologisch-Demokratischen Partei, der ÖDP, zusammenarbeiten zu wollen. Die Kölner Anti-EG-Gruppe hat in Recherchen enge Verbindungen zwischen der ÖDP und der rechtsextremen Szene ausgemacht.

Die Vertreter dieses Öko-Trends, beruhend auf Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, fordern einen Einwanderungsstopp aus ökologischen Gründen. Ausländer, so eine ihrer Argumentationen, sind andere klimatische Bedingungen gewohnt und frieren hier „bei uns“. Deshalb heizen sie mehr und belasten so die Umwelt erheblich. Die in der Presse ebenfalls oft verwendeten Begriffe wie „Asylantenfluten“, „Menschenlawinen“ und die „Bevölkerungsexplosion“ verweisen ebenfalls auf die Bedrohung des Lebens auf der Erde. Die Störungen des ökologischen Gleichgewichts sehen sie vor allem in der Bevölkerungsdichte bedingt.

Seit den fünfziger Jahren, schreibt Ditfurth, werde von rechten Ideologen gezielt versucht, Ökologie in rechter Interpretation für eine „Modernisierung des Faschismus und als ein ideologisches Scharnier der Organisierung der rechtsextremistischen und neofaschistischen Szene zu nutzen“. Hier wird Lebensschutz und Umweltschutz mit Rassismus und völkischer Ideologie verknüpft. Die „Andersartigen“, die „Fremden“ bedrohen die Umwelt. Wenn von Umweltschutz die Rede ist, dann meint man Lebensschutz. Geschützt werden soll die „weiße, arische Rasse“.

Jutta Ditfurths Buch ist hart, abrechnend und kompromißlos. Sie teilt kräftig aus. Da erwischt es die erzkonservativen Parteien genauso wie die linksliberalen und linken Parteien. Gerade die Grünen werden unbarmherzig kritisiert, weil mittlerweile die grüne Normalität „sich weit nach rechts verschoben“ habe.

Während die Argumente gegen eine neue aufflammende politische Gefahr des Ökorassismus einleuchten, bleibt beim Leser der Eindruck, daß der Versuch, demokratischen Parteien ebenfalls ökorassistische Tendenzen nachzuweisen, teilweise nicht gelingen will.Hakan Songur

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