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Buchhaltung wird geprüft, Qualität nicht

■ DZI-Geschäftsführer Lutz Worch: dem Spendensiegel eine Chance geben

taz: Kleine lokale Gruppen können das Siegel kaum bekommen. Warum?

Lutz Worch: Ich arbeite mit Steuermitteln und muß unter möglichst sparsamer Verwendung einen größtmöglichen Effekt haben.

Das heißt, daß wir zunächst mal nur die überregionalen Organisationen prüfen, weil das nur ein Zehntel aller Leute ist, die aber den Hauptanteil des Spendenvolumens bestreiten. Daß letztendlich diese Methode auch den einen oder anderen nicht berücksichtigen kann, sehe ich ein.

Wenn man ein Gütesiegel einführt, dann muß doch bei den Spendern der Rückschluß entstehen: Wer's nicht hat, ist auch nicht seriös.

Das ist vordergründig richtig.

Das ist die Logik, die vom Spender angelegt wird. Und der weiß ja nicht, daß Sie die Organisation gar nicht erst prüfen wollen, sondern hält sie für unseriös.

Ich gebe Ihnen recht. Das mag so scheinen. Aber die Praxis zeigt, daß die ortsgebundenen Organisationen ein viel direkteres Verhältnis zu ihren Spendern haben, so daß dieser vermeintliche Ausschluß nicht so wirkt. Die können ja auch einen unmittelbaren Einfluß auf ihre Spender ausüben.

Neben den finanztechnischen Kriterien gibt es auch noch die entwicklungspolitische Ebene. Auch ein Projekt, das korrekt abgerechnet ist, kann ein völliger Fehlschlag sein...

Völlig richtig. Und umgekehrt!

Das kann Ihr Siegel doch gar nicht erfassen.

Ich könnte Sie mit Ihren eigenen Waffen schlagen und Namen nennen und sagen: Das ist nicht richtig, was da mit den Spenden geschieht. Das ist mir aus rechtlichen Gründen versperrt.

Auf Ihrer Liste ist zum Beispiel „Missio“. Gerade über Missio und ihre Projekte in Chile gab es vor ein paar Jahren ziemliche Skandale.

Völlig klar.

Da staunt man.

Sagen Sie mir eine Organisation, wo es keine großen oder kleinen Skandale gab. Ich kenne sie alle, Sie nicht. Und das ist auch ganz gut so; ich meine, Sie als Bürger unseres Staates, der gelegentlich spendet...

Rupert Neudeck vom Komitee Cap Anamur hat geschrieben, er müsse mehr Personal in Deutschland einstellen, um den bürokratischen Aufwand für das Spendensiegel zu bewältigen...

Der liebe Rupert Neudeck... Er ist einer derjenigen, die die Buchhaltung im Wohnzimmer machen. Das kann man eigentlich verantwortungsvoll nicht tun.

Was sagen Sie denn Organisationen, die „ihre Buchhaltung im Wohnzimmer machen“?

Es gibt Beispiele, die zeigen: Man kann es machen. Nur: Bei einer langfristig angelegten Hilfe müssen ökonomischer und entwicklungspolitischer Teil eine Einheit bilden. Nur mit Phantasien und Engagement landen viele Organisationen im Desaster. Es ist übrigens auch eine geltende Rechtsauffassung, daß der Spender eingehend über die Verwendung der von ihm zur Verfügung gestellten Mittel informiert werden muß. Nicht viel mehr wollen wir.

Dann sollten Sie aber auch in der Lage sein, alle Organisationen zu prüfen, die das möchten. Solange Gruppen von der Beantragung ausgeschlossen sind, begünstigt das doch nur die großen.

Sie rennen bei mir offene Türen ein. Wir arbeiten daran und suchen nach Methoden. Geben Sie dem Spendensiegel eine Chance. Interview: Bernd Pickert

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