: Brotloser Insulaner
■ Zwangsversteigerung war erfolglos
Stuttgart (taz) – Es war die kürzeste Zwangsversteigerung, an die sich die Stuttgarter Gerichtsvollzieherin Christine Eyb erinnern konnte: „Wer bietet 60.000 Mark?“ Ruhe. „Damit ist die Versteigerung geschlossen.“
Am Freitag abend unternahm Christine Eyb im Keller einer ehemaligen Spedition den Versuch, ein Kunstwerk des Malers „Professor Maruma“ zu verkaufen, der eigentlich einmal Oesterle hieß und eigentlich auch gar keinen Professorentitel besitzt. Besitzen tut er dafür die schottische Insel „Eigg“, Europas größte Privatinsel. Wie Professor Maruma an das Geld kam, um sich eine Insel zuzulegen (3,6 Millionen Mark), ist seither sein Geheimnis.
Kein Geheimnis ist dagegen, daß der unbekannte Künstler, der nach eigenen Angaben seine Werke für 200.000 Dollar aufwärts verkauft, der Gerichtsvollzieherin gut bekannt ist. Als sie wieder einmal 44.000 Mark von ihm haben wollte, die der falsche Professor insgesamt 20 Gläubigern schuldete, nahm er kurzerhand ein Bild von der Wand und übergab es der Gerichtsvollzieherin.
Die Zahlungsschwierigkeiten des „Inselkönigs“ haben in Schottland höchste Alarmstufe ausgelöst. Gestern berichtete die Tageszeitung Scotsman on Sunday ausführlich über die erfolglose Versteigerung. Denn „Maruma“ hatte versprochen, aus dem schönen, aber armen Eiland in naher Zukunft ein Ferienparadies zu machen. Statt dessen bezahlte er über Wochen hinweg seinen schottischen Angestellten keine Löhne, bis die rabiaten Insulaner dem Stuttgarter drohten, sie würden alle seine 68 Rindviecher auf der Insel verkaufen und ihn davonjagen. Damit haben die Nachfahren keltischer Hitzköpfe durchaus Erfahrung. Den Vorbesitzer, einen englischen Geschäftsmann, schlugen sie in die Flucht und zündeten seinen Rolls- Royce an.
Inzwischen haben die 70 Bewohner einen Verein gegründet, ihren „König“ zu entmachten und die Insel in eigener Regie zu übernehmen. Der Termin für die Revolution ist bislang noch offen. Die Sprecherin der Insulaner, Karen Hellwell, will erst noch den Besuch des „Professors“ abwarten. Philipp Maußhardt
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