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Brötchengeber ZDF

■ Deutsche Fernsehproduzenten vor Auftragsloch?

Berlin (taz) - Aufträge im Wert von 220 Millionen Mark wird das ZDF 1989 an insgesamt 57 freie Produzenten in der Bundesrepublik Deutschland vergeben, das gab das ZDF in einer Pressemeldung bekannt. Erfahrungsgemäß wird sich der Auftragswert noch um weitere 50 Millionen Mark erhöhen, heißt es in der Erklärung weiter. Bei dieser Entwicklung wird das hohe Auftragsniveau von 1988 aller Voraussicht nach sogar überschritten. Damit, so der Sender, bleibt das ZDF auch in diesem Jahr der wichtigste Auftraggeber für die freien Film- und Fernsehproduzenten.

Demgegenüber hatte der 'Spiegel‘ in seiner neuesten Ausgabe berichtet, daß viele der kleineren und mittleren Auftragsproduzenten vom ZDF kurz gehalten werden. Es gebe nun mal, so der ZDF-Intendant Dieter Stolte, „kein Testat zur Überlebensfähigkeit für alle, die sich Produzent nennen“. Aus der hausinternen Arbeitsplanung will der 'Spiegel‘ jedoch erfahren haben, daß in der Liste für das Jahr 1989 150 TV-Filmer fehlen, die 1987 noch für das ZDF tätig waren. Intern sei beim Mainzer Sender vom „großen Produzentensterben“ die Rede. Um so unverständlicher ist, mit welcher finanziellen Freigiebigkeit der Münchener Filmgroßhändler Leo Kirsch vom ZDF bedacht wird. So zahlt das ZDF für Kirchs Lizensware immer noch Spitzenpreise, die von Marktexperten für unangemessen gehalten werden. Das Geld, was für die überteuerte TV-Ware bezahlt wird, fehlt dann für deutsche Produkte. Laut 'Spiegel‘ können die günstigen Konditionen, mit denen der konservative Medienhändler beim ZDF bedacht wird, nur mit hoher politischer Protektion erklärt werden. Muß Prof. Stolte, der Chef des Mainzer Senders, in seinen Aufsichtsgremien doch nach wie vor mit hochkarätigen Bonner Politikern, von Bundesinnenminister Freidrich Zimmermann bis Außenminister Hans-Dietrich Genscher, auskommen.

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