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■ Das PortraitBrösel

Eigentlich heißt er ja Rötger Feldmann. Warum ihn nun alle Welt als Brösel kennt, das soll er uns flugs selbst erzählen: „Den Namen haben mir Freunde gegeben. Ich bin mit dem alten Motorrad, der Horex, durch die Gegend gefahren, und ab und zu sind da ein paar Schrauben weggeflogen. Das Ding hat sich dauernd zerbröselt.“

So ist er folgerichtig als Brösel bekannt geworden, wenngleich ihn manche Fans auch Werner nennen, obzwar Werner ja nun der Held der Comic-Alben ist, die Brösel berühmt gemacht haben. Der babylonische Namenswirrwarr stört ihn weiter nicht – „mit zweitem Namen heiße ich Werner. Sagen die eben Werner zu mir. Is' doch egal.“ Bevor das mit Werner überhaupt losging, gab es noch die „Bakuninis“, eine Anarchofamilie, deren per se zum Scheitern verurteilte Bemühungen um die Weltrevolution in Form eines Comic strips in der Pardon selig abgedruckt wurden. Damals, um 1978 herum, war der gelernte Lithograph Rötger Feldmann ohne Anstellung und erkannte die Chance, mit seinen bislang nur im Kollegenkreis kursierenden Witzbildchen Geld zu verdienen. In einem Kieler Stadtmagazin herausgegeben vom späteren „Semmel“-Verleger Winfried Bartnick, publizierte Brösel mehr oder minder regelmäßig Cartoons, anfangs noch mit verschiedenen Figuren. Auf Bartnicks Vorschlag hin überarbeitete Brösel seine Strips, installierte den überbissigen Werner als durchgängige Hauptfigur und packte alles in ein Buch, dessen Erfolg ein kleines Imperium begründete, aus dem Werner-Devotionalien aller Art bis hin zum abendfüllenden Kinofilm hervorgingen.

Comic-Zeichner, Biertrinker, Witzbold etc. Foto: Achterbahn

Was Brösel selbst insgeheim ein wenig erstaunte, „weil ich ja eigentlich gar nicht so toll zeichnen kann“. Zur Zeit macht er wieder einen neuen Werner, was er meist dann tut, wenn das Finanzamt gewisse Ansprüche erhebt am Ertrag der bislang aufgelegten 5,5 Millionen Exemplare. Im Herbst wird das Buch im Achterbahn Verlag erscheinen und nicht nur beim Fiskus für fröhliche Gesichter sorgen. Zwischenzeitlich unterhalten sich die Werner- Fans mit dem Bändchen „Was soll der Quatsch?“, das in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für Suchtvorbeugung entstand, ältere und weinbrandneue Arbeiten versammelt und dem guten Zwecke dient, junge Menschen vor der Flucht in die Sucht zu warnen sowie erwähnte Zentralstelle mit Mitteln aus dem Verkauf des Büchleins wohltätig zu unterstützen. Harald Keller

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