■ Mit Null-Emissions-Autos auf du und du: Bremsspuren
Berlin (taz) – Die Herren von General Motors und Ford sind hochzufrieden. Ein Treffen angeblich freier Experten in Los Angeles kam letzte Woche zu dem Schluß, daß die Massenproduktion von batteriebetriebenen Autos bis 1998 nicht zu schaffen sei. Genau darauf zielt die Lobbyarbeit der Automobilindustrie ab, seit Kalifornien beschlossen hat, daß 1998 zwei Prozent der neuzugelassenen Autos „Null-Emissions-Fahrzeuge“ sein müssen.
Frühestens im Jahr 2000 kann es Batterien geben, die vom Gewicht und der Reichweite her einigermaßen akzeptabel sind, vermeldeten die versammelten TechnikerInnen. General-Motors-Manager Frank Schweibold triumphierte in der Financial Times: Der Report wird helfen, „Aufschneider“ aus kleinen Betrieben zum Schweigen zu bringen, die behaupten, daß sie die technischen Probleme gelöst haben. Wenn im nächsten Januar der endgültige Zeitplan für das kalifornische Niedrig-Emmissions-Fahrzeug-Programm verabschiedet wird, dürfte der Report der Experten eine der wichtigsten Waffen der US-Autoindustrie sein.
Eine baldige Einführung der Elektroautos in Kalifornien wäre jedoch auch keineswegs ein ökologischer Segen. Denn zum einen verringert der Plan nicht die Gesamtmenge der Blechkisten – und damit gibt es keine Garantie für eine Reduzierung der Emissionen. Zum zweiten nützen die Elektroautos allenfalls den AnwohnerInnen hochbelasteter Straßen, nicht aber dem Klima und den Wäldern. Denn bei der Herstellung des Stroms entstehen ebenfalls enorme Mengen an Stickoxiden, Kohlen- und Schwefeldioxiden. Die Gesellschaft für ökologische Forschung in München hat ausgerechnet, daß bei Einbeziehung von Umwandlungs- und Leitungsverlusten ein elektrischer Stadtwagen etwa die gleiche Energiemenge verbraucht wie ein 9-Liter- Auto. Auch Photovoltaik ist schon aus Platzgründen keine Lösung für eine große Automenge. Im Sommer ist der Platz von 10 und im Winter von 95 Garagendächern vonnöten, damit ein Elektromobil in Deutschland rumgurken kann. Hinzu kommt, daß Batterien in jedem Fall sehr schwer sind und die Karosserie deshalb aus energiefressendem Aluminium gefertigt werden müßte. Ceterum censeo: Nicht technische Lösungen, sondern nur eine Verkehrspolitik mit weniger Autos kann den Klimakollaps verhindern Annette Jensen
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