: Bremerhavener „Bürgerpreis“ für Literatur
Die Jury des mit 10 000 DM dotierten und aus Spenden Bremer- havener Bürger gestifteten Jeanette Schocken Preises, Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur, hat entschieden, den Preis 1995 an Louis Begley zu vergeben. Begley beschreibt in seinern Roman ,,Lügen in Zeiten des Krieges“die Odyssee eines untergetauchten jüdischen Kindes und seiner Tante Tanja nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in der polnischen Provinz und in Warschau. Um zu überleben, müssen die Flüchtigen ihre Existenz immer neu erfinden. Das Kind wird so in einem Vexierspiel aus Maskierungen, Tarnungen und Täuschungen zu einem Meister der Lüge. Der Jeanette Schocken Preis soll ein Zeichen ,,gegen Unrecht und Gewalt, gegen Haß und Intoleranz“ setzen. Hintergrund der aus privater Initiative geborenen Auszeichnung, die ausschließlich aus Spenden Bremerhavener Bürger dotiert wird, ist die Tatsache, daß in Bremerhaven am 6. Mai 1933 – vier Tage früher als im übrigen Reich – die nationalsozialistische Bücherverbrennung stattfand. Daran soll mit dem Bürgerpreis für Literatur immer wieder mahnend erinnert werden. Die Bremerhavener Familie Schocken bot, solange sie konnte, den Verfolgten Zuflucht; Jeanette Schocken und ihre kranke Tochter konnten nicht fliehen. Sie wurden am 17. November 1941 gemeinsam mit anderen Bremerhavener Bürgern jüdischen Glaubens nach Minsk deportiert und dort ermordet.
Die Preisverleihung wird am 7. Mai in Bremer haven stattfinden. ,,Lügen in Zeiten des Krieges“ von Louis Begley ist im Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., erschienen.
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