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Bremer Wasserprobe

Klima fordert Umdenken bei Winterbräuchen

Foto: Eiswettenschneiderfoto: dpa

Die Weser ist seit dem Jahr 1947 nicht mehr zugefroren. Wegen des Klimawandels wird der norddeutsche Fluss womöglich nie wieder zur trittfesten Eisdecke erstarren. Trotzdem versammelten sich in der Weserstadt Bremen gestern zahlreiche Frostfreunde, um mittels eines Schneiders und eines heißen Bügeleisens zu testen, ob das augenscheinlich eisfreie Gewässer nicht vielleicht doch heimlich zugefroren sein könnte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die umständliche wie vorhersehbare „Bremer Eiswette“ wird seit 1828 jährlich durchgeführt – seit 72 Jahren mit gleichem Ergebnis. Als Brauchtum genießt die klimatisch obsolete Veranstaltung offenbar Bestandsschutz. Pragmatischer geht der Niederländer seine Winterbräuche an – er lässt sie selbstständig ausfallen. Schon seit 1997 fand kein „Elfstedentocht“ mehr statt, dabei gilt das Kufenrennen, bei dem zuletzt fast 17.000 Läufer über zugefrorene Kanäle durch elf friesische Städte flitzten, als Hochamt der Eisschnelllauf-Nation. Hierzulande würden sich womöglich Tausende Wahnsinnige mit Schlittschuhen in die Fluten stürzen, bloß weil irgendein Schneider versehentlich „Eis!“ gerufen hat.

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