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KommentarBremer Visionen

■ Stadtplaner-Rechnung ohne Investoren

Die Stadt hat eine Vision: Bremen, ein hochwertiges Zentrum für die Region, also verkehrsmäßig gut erreichbar, soll wieder boomen. Schließen Sie die Augen und steigen Sie aus dem City-Express. Hier ist eine Laden-Passage unter den Gleisen entstanden, die sich zur „Passage Bürgerweide“ hin weitet und über den Klangbogen zum Kongreß- und Messe-Zentrum führt. Oder Sie gehen Richtung City nach Süden aus dem Bahnhof, zur rechten Hand Übersee-Museum und Flebbes Kino-Center, links das ehemalige Postamt, ein Geschäftszentrum, das nur aus Konkurrenz-Gründen nicht „Weserpark II“ heißen darf, geradeaus hochwertige Läden und glasüberdachte Markthallen: Hier ist alles auf Hochglanz poliert. Nicht so wie bei den anderen bundesdeutschen Bahnhöfen, Pennbrüder und Drogen-Dealer sind vertrieben. Leicht links der gläserne Busbahnhof.

Wer die Augen auf macht, stößt auf dunkle Gleis-Unterführungen, die vor einem Trafo-Kasten enden – zum Beispiel beim Nordausgang. Oder auf Aldi an der „Passage Bürgerweide“. Auf lauter drohenden Leerstand vor dem Süd-Ausgang.

Mit Sanierungs-Milliarden in der Tasche lassen sich schöne Visionen träumen. Nur wenn Leute mitspielen sollen, die bei „Investitionen“ zuerst an Rentabiltät und Rendite denken, dann gibt es ein böses Erwachen. Eigentlich fängt aber die Stadtplanung da an, wo die Planer aufgewacht sind. Klaus Wolschner

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