: Bremer Tragödienstadl
■ Pressekonferenz des Bremer Filmbüros und Bremer FilmschaffenderInnen: Höchste Zeit für öffentliche Filmförderung in Bremen. Senatörliche Knauserigkeit bringt gar nichts
Erinnern Sie sich an den bisher einzigen Tatort, der in Bremen spielte? Fast auf den Tag 16 Jahre ist es her, daß Ein ganz gewöhnlicher Mord über die Mattscheibe lief. Peter Zadeks Ich bin ein Elefant, Madame, Filmriß mit Michael Degen, spielen in Bremen. Ist Bremen eine Filmstadt?
Ganz gewiß nicht. Im Vergleich zu München, Hamburg oder Berlin ist Bremen tiefste Provinz. Außer Murnaus Stummfilm sind alle anderen Arbeiten Fernsehproduktionen von Radio Bremen. Freie Spielfilmproduktionen gibt es durchaus, die Bremer Filmschau der Initiative Filmkultur in Bremen vor einem Jahr, Uwe Stolls Durst oder die zwölf Arbeiten von Ein Abend voller Heiterkeit sind Beweise. Doch eine Unterstützung oder gar langfristige Förderung von Filmschaffenden in der Hansestadt gibt es nicht. Das soll sich nun ändern. Das Filmbüro Bremen, aus der Initiative Filmkultur hervorgegangen und 53 MitgliederInnen stark, lud jetzt zur Pressekonferenz. Ohne eine breite Öffentlichkeit sei nichts mehr zu machen, klagen sie, vom Bremer Senat fühlen sie sich schlicht alleingelassen. In einem formellen Antrag an den Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst fordern
sie eine Filmförderung, wie sie in anderen Bundesländern schon lange praktiziert wird und werden dabei auch konkret.
500.000 DM sind für das Filmbüro der Maßstab für eine sinnvolle und aufbauende Förderung des Filmwesens in Bremen. Dies sei eine vernünftige Basis, erklärte die Sprecherin Jutta Beyrich, nach der Erstellung einer Bestandsaufnahme und eines Konzeptes. Um überhaupt erst einmal beginnen zu können errechnete der gemeinnützige Verein 226.000 DM als Grundstock. Bedingung sei jedoch die Selbstverwaltung der Mittel durch ein gewähltes Gremium, wie das z.B. in Hamburg üblich ist. Senatsdirektor Opper, so Beyrich, stellte daraufhin 50.000 DM in Aussicht, über die am 23. Januar in einer Sitzung der Deputation Kultur beraten werden soll. Doch informelle Quellen sprechen schon jetzt von einer drastischen Reduzierung auch dieses Betrages, von nunmehr lächerlichen 10.000 DM sei die Rede. Damit läßt sich nun wirklich nicht viel anfangen, und so werden auch Überlegungen in andere Richtungen angestellt. Joachim Hofmannn von den Fehfeld-Studios kann sich einen Finanzpool verschiedener Sponsoren und Geldgeber vor
stellen, der eine staatliche Förderung begleiten könnte.
Die Liste der gewünschten Förderungsmaßnahmen ist lang. Neben der finanziellen Unterstützung von Film-und Videoproduktionen, sowie einer Vertriebs-und Verleihförderung steht ein richtiges Filmhaus mit einem Labor an erster Stelle. Auch das Kommunalkino soll eine eigene Spielstätte erhalten und ein jährliches Filmfestival wäre auch genau nach den Wünschen der etwa 50 Bremer FilmemacherInnen und des Filmbüros. Und sie sind realistsch genug, dies alles nicht auf einmal einzufordern. Die Vorteile für das Bundesland Bremen liegen auf der Hand. Die Absolventen der Filmklasse der Hochschule für Kunst hätten reelle Arbeitsmöglichkeiten nach ihrem Studium, und für die wenigen unabhängigen Produktionen, die in Bremen entstehen, bräuchten nicht mehr auswärtige Techniker und Mitarbeiter angefordert zu werden. Von einer Imageverbesserung für die Hansestadt wollen die Filmschaffenden gar nicht erst reden, sie sei eine logische Konsequenz. Und wenn der Senat dies nicht erkennen wolle, so würden sie notfalls auch ohne ihn aus Wasser Wein machen.
Jürgen Francke
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