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Bremer Reeder Embargobrecher

■ Schiff der „Senator Linie“ mit Raketensprit für den Irak gestoppt / „Harmlose Chemikalien“ losgefahren

Die Bremer DSR „Senator Linie“ schippert in schwerer See: Die „Asian Senator“, ein Frachter der Reederei, ist Ende Dezember im saudi-arabischen Hahen Jeddah festgehalten worden, weil er Rüstungsgüter aus der Volksrepublik China transportierte, die für den Irak bestimmt waren. Nach Geheimdienstinformationen aus der Bundesrepublik ist der Frachter gestoppt und von saudi-arabischen und deutschen Experten durchsucht worden. Dabei sind zwei Container mit mehreren hundert Fässern Ammoniumperchlorat gefunden und beschlagnahmt worden. Der Stoff wird für die Herstellung von Treibsätzen für Feststoffraketen benutzt. Damit liege ein eindeutiger Verstoß gegen das Embargo vor, das die UNO vor drei Jahren gegen den Irak verhängt hat und das immer noch gilt. Ein Sprecher der Reeederei sagte gestern, die Firma sei über die Ladung getäuscht worden. Jetzt würden alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft, die Embargobrecher ausfindig zu machen. Die „Senator Linie“ gehört zu 70 Prozent zum Bremer Vulkan Verbund.

„Wir sind mit harmlosen Chemikalien losgefahren“, sagte gestern Dieter Kraft, Pressesprecher der Bremer Reederei. Die Ladung sei eindeutig falsch deklariert gewesen, als der Frachter die Container in Hong Kong übernommen hatte, wohin sie aus dem chinesischen hafen Hung Fu gebracht worden seien. Mit „Aluminiumsulfat“ sei die Ladung deklariert gewesen, so eine Presseerklärung der Reederei, die nach einer Umladung in Larnaca auf Zypern für einen Empfänger in Beirut bestimmt gewesen sei. Er sei „verwundert“, daß die Meldung erst jetzt die Öffentlichkeit erreicht habe, sagte Kraft, schließlich sei das Schiff schon Ende Dezember festgehalten worden. Die Kontrolle der Spezialisten sei am 28. Dezember erfolgt, und schon seit Anfang Januar sei das Schiff wieder auf See. Trotz der langen Zeit für Nachforschungen: So ganz genau scheint die Reederei auch heute noch nicht zu wissen, was sich denn nun in den beschlagnahmten Fässern befindet. Besonders eilig scheint es die Reederei nicht gehabt zu haben mit der Aufklärung des Falles. Kraft: „Wir sind auf die die Informationen angewiesen, die wir über die Behörden bekommen.“

Weitere Einlassungen waren dem Firmensprecher nicht zu entlocken. Auftraggeber und Empfänger seien klar, jetzt müßten „alle Sachverhalte geprüft“ werden. Die Reederei, so Firmensprecher Kraft, behalte sich alle juristischen Schritte vor. Die Presseerklärung, die die Reederei gestern abend zu dem immerhin ziemlich brisanten Fall eilends der Öffentlichkeit präsentierte, fiel eher mager aus. Bis auf die dürren Fakten, die ohnehin schion von der Bundesregierung bestätigt worden waren, wollte sich die Firma nicht weiter erklären, obwohl für Firmensprecher Kraft „der Fall klar“ war: Die Ladung sei falsch deklariert, seine Linie hereingelegt worden. Mahr habe das Bremer Unternehmen nicht mit dem Bruch eines UNO-Embargos zu tun.

In Bonn stellte derweil Regierungssprecher Dieter Vogel der Reederei einen Persilschein aus: Die Bundesregierung gehe davon aus, daß die Reederei getäuscht worden sei, deshalb wollte er noch nicht einmal den Namen der Reederei nennen, unter deren Flagge der Frachter gefahren sei. Strafrechtliche Konsequenzen, so der Regierungssprecher, seien eher unwahrscheinlich.

dpa/J.G.

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