Bremer Nachwuchstalent: Fynn trainiert Darts auf Instagram
Der Schüler hat sich das Dartspielen selbst beigebracht. Mit anderen Spielern misst er sich online. Jetzt verdient er sogar Geld mit seinem Hobby.
Darts, das bedeutet nicht, stumpf auf eine Zielscheibe zu werfen: Schmidt lernt den taktisch sinnvollsten Weg in der jeweiligen Situation – ähnlich einem Schachspieler. Immer wieder geht er Spielzüge durch, damit er im Spiel den effizientesten Weg von 501 auf 0 Punkte nimmt.
Mit seinem Spitznamen „Bloody Nature“ will er auffallen. Aber er hat auch einen realen Kern: Der Naturliebhaber ist gerne draußen und geht wandern. Mittlerweile, sagt Schmidt, trainiert er zwei bis vier Stunden am Tag. Sein Training gehe manchmal bis ein Uhr morgens, nach Schule, Freizeit und Hausaufgaben. „Ich versuche dem nachzukommen, was Profis spielen.“ Aber Profis hätten keinen Nebenjob oder müssten in die Schule. „Die trainieren acht, neun Stunden am Tag, machen Mentaltraining und fliegen wöchentlich nach England. Das kann ich noch nicht.“ Mal neue Schuhe oder Kleidung sind aber drin – viele Turniere prämieren den Sieg.
Ein Vorteil: Vor seiner Dartkarriere spielte Fynn Schmidt Sportarten, die die Auge-Hand-Koordination fördern – Tischtennis und Tennis. Aber nicht nur auf Wurftraining kommt es an. Schmidt: „Profi wird man im Kopf.“ Viele machten Mentaltraining bei einem Coach und übten mit ihm reale Spielsituationen. „Da stehen dann 5.000 Menschen hinter dir und rufen deinen Namen – oder den deines Gegners. Dem musst du dann erst mal standhalten.“ Schmidt hat drei Vorbilder: Peter Wright – „der mit dem roten Irokesenschnitt“ – weil Wrigth eine Show um sein Spiel inszeniert. Phil Taylor und Gabriel Clemens, weil sie Darts bekannt machen.
Online-Dart mit Followern
Den Wurfsport hat Schmidt 2019 im Keller eines Freundes für sich entdeckt. „Dann habe ich mir zu Hause auch eine Scheibe aufgehängt. Und immer wieder gespielt.“ Er hat sich einen Instagram-Account eingerichtet, vernetzt sich dort mit anderen Dartspielern und baut eine Fangemeinschaft auf. Seine Follower fordert er zu Online-Dartspielen auf: Er und sein Kontrahent übertragen ein Video ihrer Dartscheibe ins Internet – „damit niemand schummelt“. Parallel trägt Schmidt auf einer Internetseite seine Punkte ein.
Sein bisheriger Höhepunkt: die deutsche Meisterschaft 2022. Unter den 64 besten Junioren wurde er Fünfter. Ein rasanter Aufstieg, war er doch wenige Monate zuvor erst in seinen Verein eingetreten. Den hat Schmidt auch auf Instragram gefunden. Seit Herbst 2021 spielt er in der Verbandsliga für „The Socks“ in Bremen. Dort trifft er auch Gegenspieler aus dem Internet. Aus Fremden werden Kumpels. In Wettbewerben mit seinem Verein spielt er „zum Spaß und, um sich mit Freunden zu treffen“.
Der Ehrgeiz packt ihn bei Einzelturnieren wie am vergangenen Freitag: Beim Weserpark Darts-Cup stand er vor der Scheibe mit Spielern der Professional Darts Corporation. Das sind die, die man im Fernsehen sieht. Diesmal konnte er noch nicht ganz mithalten: Er schied bereits in der Gruppenphase aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“