: Bremer Luft-Spezialität
■ Lemwerder in Bremens Norden: Wo Flugzeuge Striptease machen
Mit einem „Sprung“ über die Weser in Bremen-Nord erreicht man eine Lokalität, in der gelegentlich ein Flugzeug-„Striptease“ zu beobachten ist. Diese Lokalität liegt in Lemwerder, trägt den Namen „Aircraft Service Center“ (ASC) und ist nicht nur in Europa eine erste Adresse auf dem Gebiet der Flugzeugbetreuung. Und „Strippen“ nennen einige Mitarbeiter dort das Entlacken von Maschinen. Das ASC gehört zum Geschäftsbereich Betreuung/ Vertrieb der Deutsche Aerospace Airbus.
Die Bandbreite der Aufgaben, die die rund 1.400 Beschäftigten des „Luftfahrt-TÜVs“ Jahr für Jahr zu erledigen haben, ist sehr vielfältig. Sie statten Kabinen in Airbus-Maschinen der zahlungskräftigen Emirate mit mehr Komfort aus. Beispielsweise werden in alle Sitze Video-Bildschirme integriert. Das Leitwerk eines Airbus A 310 der Aeroflot erhält als neues Logo die russischen Nationalfarben Weiß-Blau-Rot. Das ASC hat sogar eine alte JU 52, die von England nach Lemwerder geflogen war, demontiert, fein säuberlich in Kisten verpackt und an einen Interessenten nach Südafrika versandt. Zum generellen Service des Werkes gehören Grundüberholungen, lebensdauerverlängernde Maßnahmen und Wartungen aller Art.
Wichtigstes Standbein der Spezialisten in Lemwerder sei das Transportflugzeug „Transall“, berichtet Horst Schildmann, Leiter des ASC-Werkes. Die Instandhaltung der Maschinen für die Bundeswehr und ab und zu auch für die türkische Luftwaffe bedeute eine Auslastung von 30 Prozent. Gut laufe auch das Douglas-Programm mit der schlanken, zweistrahligen DC 9, die in Europa vor allem von spanischen und italienischen Fluggesellschaften eingesetzt werde. Zum Typen-Spektrum des Service-Centers gehören ferner die Airbus-Familie, ab 1993 mit der Langstreckenversion A 340, die Tristar L-1011 von Lockheed und die Fokker 100.
Insgesamt betreut das ASC 187 Kunden aus Europa, Nord-und Mittelamerika sowie aus Afrika und Asien. Internationale Zuslassungen hat das Werk unter anderen für Indien, Irland, Ägypten und die USA erworben. Die zivile Betreuung von Flugzeugen ist nach Schildmanns Angaben ein Wachstumsmarkt. Der Anteil Europas liege mit leicht fallender Tendenz bei 25 Prozent, der der USA, ebenfalls leicht fallend, bei 45 Prozent. Schnell gewachsen, von 15 auf 25 Prozent, sei der Markt in Fernost.
Das Werk hat Anschlüsse ans Wasser, an die Bahn und natürlich an die Luft. Gert Simberger / dpa
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