: Bremen stimmt gegen den Transrapid
■ Aber wenn er schon kommen sollte, dann mit Halt in Bremen
Eigentlich will Bremen vom Transrapid nichts wissen – aber wenn er denn kommt, soll er gefälligst nicht an Bremen vorbeirauschen. Das ist die Forderung eines gemeinsamen Berichts der Deputationen für Wirtschaft, Häfen und Umweltschutz, die morgen dem Senat vorliegt. Die Deputuationen hatten sich auf Antrag der CDU-Fraktion mit dem Thema des superschnellen und superteuren Stelzenflitzers zu beschäftigen: Die CDU forderte im November 1992 den Senat auf, sich für den Bau der Transrapid-Strecke zwischen Berlin und Hamburg mit einer Verlängerung über Bremen nach Bonn einzusetzen, weil das ein „umweltfreundliches und zukunftssicherndes Verkehrsmittel“ sei.
Das sieht die Ampelkoalition aber anders. Anfang Juli stimmte Bremen im Bundesrat gegen das vom Kabinett beschlossene Projekt. Nun steht das Thema auf der Tagesordnung des Vermittlungsausschusses, doch der Bericht der Deputationen bestärkt Bremens ablehnende Einstellung: Die Auswirkungen des nach Schätzungen der Bundesregierung 5,6 Milliarden Mark teuren Projekts auf Bremen, befürchten die Deputationen, sind negativ: Denn der Transrapid werde teurer als geplant, und der Bund werde das fehlende Geld beim Ausbau der Bahnverbindungen sparen: Bremen fürchtet um den Bau der Güterbahnstrecke Uelzen-Stendal und die Hochgeschwindigkeits-Trasse Hamburg-Bremen-Hannover: „Im Interesse Bremens und seiner Häfen liegt es deshalb, daß beim Bau einer Magnetbahnstrecke Berlin-Hamburg die notwendigen Investitonen für die beschriebenen Strecken im norddeutschen Raum nicht tangiert werden.“
Wenn der Transrapid aber kommt, fürchtet Bremen um den Anschluß an die schnelle Bahn. Der Schwerpunkt werde sich mit dem Transrapid noch stärker nach Hamburg verlagern: Dann sei es „nicht auszuschließen, daß die Bahn mangels ausreichenden Verkehrsaufkommens keine ICE-Züge in der Relation Bremen-Hannover-Berlin führt und auf der ohnehin relativ verkehrsschwachen Strecke Bremen-Hannover ICE-Züge entfallen.“ Wenn schon, denn schon, meinen die Deputationen aber und wollen, daß sich Bremen alle Optionen offenhält: „Sofern jedoch eine Weiterführung über Hamburg hinaus in Richtung Westen erfolgen sollte, liegt es im Interesse Bremens, an die Magnetschwebebahn angebunden zu werden.“ bpo
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