Braune Verbrüderung

■ Der CSU-Ortsvorsitzende und Staatsanwalt Peter Henkel schmettert mit „Republikanern“ Hetzlieder aus der Nazi-Zeit

Berlin (taz) - Der CSU-Ortvorsitzende und Erste Staatsanwalt am Augsburger Landgericht, Peter Henkel, kann sich nicht mehr erinnern: Daran, daß er am 21. Februar in trauter Wirtshausrunde mit Mitgliedern der rechtsextremen „Republikaner“ Nazi-Lieder gegrölt hat. „Es zittern die morschen Knochen der Welt vor dem großen Krieg ...“ So tönte es aus dem Gasthaus „Krone“ im Augsburger Vorort Königsbrunn, wohin sich Henkel und seine Republikaner -Freunde nach einer Podiumsdiskussion des Gewerbeverbandes zurückgezogen hatten.

Nachdem die nächtliche Singstunde durch einen Bericht der Augsburger 'abendzeitung‘ bekannt wurde, hat der Chef -Ankläger beim Landgericht nun Erinnerungslücken: „Man hat das eine oder andere Bier getrunken“, gesteht er ein. Freunde des Gesangsvereins wären da gewesen, und einer habe ein Lied angestimmt, das „aus dieser Zeit“ stammen könne. Aber, so beteuert Henkel, „ich kenne diese Lieder nicht. Vielleicht habe ich mitgesummt, aber das weiß ich nicht.“

Verbrüderungsszenen mit den Schönhuber-Freunden will Henkel ausschließen. Doch da widerspricht ihm der örtliche REP -Chef, der Ortsvorsitzende in Königsbrunn. Der Ex-CSU-Mann Hermann Grumpp berichtet: „Wir haben Brüderschaft getrunken.“ Zuvor hätten „der Peter und ich“ wegen der Diskussion gestritten: „Deswegen ist er zu mir gekommen“. Daß der Staatsanwalt höchstens gesummt habe, scheint auch unwahrscheinlich. Er „hat mit seinem Tenor laut geschmettert“, erinnert sich ein Dabeigewesener, den die 'abendzeitung‘ ausgemacht hat.

Für den SPD-Vorsitzenden und Bürgermeister-Kandidaten Wolfgang Matziger ist Henkels Verhalten „Rechtsextremismus in Vollendung“, ein „Angriff auf die freiheitlich-rechtliche Grundordung“. CSU-Bürgermeister Adam Metzner hängt die nächtliche Singstunde seines Parteifreundes noch tief: „Über Konsequenzen kann ich nichts sagen, ich weiß von den Vorfällen nichts.“

Wolfgang Gast