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Braun und locker-flockig

■ Holocaust-Leugner wurde vor „Schreinemakers live“ festgenommen

Köln (AP/taz) – Der US-Amerikaner Fred Leuchter, der öffentlich den von den Nationalsozialisten begangenen Massenmord an Juden leugnet, ist kurz vor seinem Auftritt in der Sat.1-Show „Schreinermakers live“ am Donnerstag in Köln festgenommen worden. Die Festnahme erfolgte auf Betreiben der Staatsanwaltschaft Mannheim, die den 51jährigen beschuldigt, im November 1991 bei einer Veranstaltung der rechtsextremen NPD in Weinheim die „Auschwitz-Lüge“ öffentlich vertreten zu haben. Leuchter, der sein Geld mit der Entwicklung und Produktion elektrischer Stühle und anderer Hinrichtungsmaschinen verdient, behauptet wissenschaftliche Beweise dafür zu haben, daß es in den Konzentrationslagern des „Dritten Reiches“ keine Massenmorde gegeben habe. Nicht nur bei Frau Schreinemakers, sondern auch bei deutschen Neonazis ist er gern gesehener Gast. In der locker-flockigen Infotainment-Show „Schreinemakers live“ sollte der Holocaust-Leugner über das Thema „Menschen töten Menschen“ plaudern.

Leuchter sollte noch gestern dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Beamten begründeten laut Schreinemakers ihre Blitzaktion mit „Gefahr im Verzug“. Einer der Beamten habe erklärt, „daß auf der politischen Ebene entschieden worden sei, daß der Auftritt Herrn Leuchters im Fernsehen dem Deutschlandbild im Ausland schaden würde“, sagte die Showmasterin. Nach Angaben der Mannheimer Staatsanwaltschaft stand Leuchters Festnahme in keinem direkten Zusammenhang mit der Show: „Das war ein Zufallsabfallprodukt“, sagte Staatsanwalt Hans Heiko Klein gegenüber der taz.

Schreinemakers kritisierte das Vorgehen der Polizei und Staatsanwaltschaft und verteidigte zugleich ihre Einladungspolitik: Sie habe den Amerikaner demaskieren wollen. Sie zeigte sich auch davon überzeugt, daß ihr das gelungen wäre. Mit ihrem bunten Programm (Themen: „Wie Menschen Tiere abschlachten“ sowie ein Wunderheiler) verbuchte sie ihre persönliche Spitzenquote: 7,65 Millionen Zuschauer.

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