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Botschafter des Humors

■ Berliner Karikaturistenverein verabstaltet mit Honnis ehemaligen Sonderzug skurile Eisenbahnfahrten

Berlin/Potsdam. Mit roter Reichsbahn-Schirmmütze auf dem Kopf und grüner Kelle in der Hand gab Berlins Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU)) den Startschuß: Um Punkt 10.58 Uhr verließ der Regierungssonderzug der ehemaligen DDR gestern den Bahnhof Berlin-Alexanderplatz zu einer Jungfernfahrt. Der traditionsreiche Berliner Karikaturistenverein »Die Spitze« geht mit ihm im nächsten Jahr auf Tournee quer durch Europa und Deutschland um, wie Organisator und Vereinsmitglied Gunther Larl berichtete, »Botschaften und Parolen des Humors« zu verbreiten.

Das gleichnahmige Stammlokal der Karikaturisten in der Lietzenburger Straße, seit Ende der sechziger Jahre feuchtfröhlicher Treffpunkt der Berliner Künstler- und Prominentenszene, hat der Verein verlassen. »Wir wollen nach der Renovierung im Roten Rathaus eine angemessene Heimstatt finden.« Bis dahin wollen sich die fünf Karikaturisten Arne, Hans-Joachim Stenzel, Dieter Herbst, Horst von Möllendorff und Larl, mit Honeckers Sonderzug durch die Lande schaukeln lassen. Ihre Botschaft: »Mit Honecker und Tisch gab's nichts zu lachen. Wir nehmen den Spaß an der Freude ernst.«

An den gelben Teppichen erkenne man, so Schlafwagenschaffner Teuschert, daß man sich in den Gemächern der ehemaligen DDR-Führungskader befindet. Die 36 Luxuswaggons wurden in den End-Sechzigern für den kränkelnden Ex-Staatsratsvorsitzenden Ulbricht gebaut, da dieser nicht mehr fliegen durfte. Die Reisen der »Spitze« sind in einem gleichnamigen Reisebüro in Berlin zu buchen. Vermieter des Luxuswaggons ist die Abteilung »Bahntours« der Deutschen Reichsbahn. Dorothee Stacke/dpa

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