piwik no script img

Bosnien-Verhandlungen in Sackgasse

■ Neue serbische Forderungen vor einem Waffenstillstand

Sarajevo/Zagreb (dpa) – Die Bemühungen der UN-Friedenstruppen um eine Festigung des Waffenstillstandes in Bosnien sind gestern in eine Sackgasse geraten. Hauptgrund dafür war die neue Interpretierung serbischer Militärs über die Außengrenzen der entmilitarisierten Zone am Berg Igman bei Sarajevo. Nachdem bosnische Regierungstruppen nach tagelanger Verzögerung die eigentliche, 1993 eingerichtete Zone verlassen hatten, stellte die serbische Militärführung nach UN-Angaben eine Reihe von Zusatzforderungen.

„Jetzt verlangen die Serben, daß die Muslims ihre Truppen auch noch aus der Umgebung der entmilitarisierten Zone abziehen“, erläuterte ein UN-Sprecher im Hauptquartier in Zagreb das Problem. Ein Versuch von UN-General Michael Rose, die Serben zum Einlenken zu bewegen, war am Sonntag gescheitert.

Die bosnische Führung in Sarajevo lehnte die serbischen Zusatzforderungen ab und bestand ihrerseits darauf, daß die Serben nunmehr die sogenannten Blauen Routen durch den Belagerungsring um Sarajevo öffneten. Dies war als Gegenleistung für die Räumung des Igman-Massivs vereinbart worden. „Wir haben unseren Teil des Abkommens erfüllt, jetzt sind die Serben dran“, sagte Bosniens Vizepräsident Ejup Ganić nach einem Treffen mit dem UN- Sonderbeauftragten Yasushi Akashi in Zagreb.

Ganić forderte zudem den sofortigen Abzug aller Truppen der kroatischen Serben aus der Region Bihać im Westen Bosniens. „Sollten die UN-Friedenstruppen nicht bald den Abzug der Krajina-Serben erwirken, könnte dies den allgemeinen Waffenstillstand ernsthaft bedrohen“, meinte Ganić. Nach Angaben von Akashi wollten Unterhändler noch Mitte dieser Woche versuchen, die Krajina- Serben zum Abzug zu bewegen, nachdem sie dies schon in der Vorwoche zugesagt hatten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen