: Bosnien-Gespräche in Bonn
■ Unterhändler Owen: Kroatische Armee kämpft in Bosnien
Genf/Wien (taz) – Mit einem Treffen zwischen den Präsidenten Bosnien-Herzegowinas und Kroatiens, Alija Izetbegović und Franjo Tudjman, sollen am Samstag in Bonn die Bemühungen um einen Waffenstillstand in Zentralbosnien fortgesetzt werden. Darauf sowie auf die Bildung zweier Kommissionen zur Regelung humanitärer Fragen und der Rückkehr aller aus der Stadt Mostar Vertriebenen einigten sich Bosniens Premierminister Haris Silajdžić und der kroatische Außenminister Mate Granić bei zweitägigen Gesprächen in Wien.
EU-Unterhändler Lord Owen, der ebenso wie sein UNO-Kollege Stoltenberg an dem Bonner Treffen teilnehmen wird, kritisierte die von „Deutschland und anderen Freunden Kroatiens“ bestimmte und zu nachsichtige Haltung der EU gegenüber der Regierung Tudjman. Ein „beträchtlicher Teil“ der offiziellen Streitkräfte Kroatiens kämpfe in Bosnien auf seiten der dortigen Kroaten, sagte Owen in einem Interview.
In Berichten der UNO-Truppe Unprofor war in den letzten Monaten von mindestens 2.000 kroatischen Regierungssoldaten in Bosnien die Rede. Die Staatengemeinschaft solle auf diese „Intervention“ mit entsprechenden Maßnahmen und Sanktionen reagieren wie auf die Intervention Serbiens in Bosnien im Frühjahr 92, forderte Owen. Die US-amerikanische UNO-Botschafterin Madelaine Albright deutete zu Beginn eines Besuches in Zagreb die Möglichkeit von Wirtschaftssanktionen gegen Kroatien an.
Bosniens Premier Silajdžić sah nach den Wiener Gesprächen noch „keinen Anlaß zum Optimismus“. Die Umsetzung der mit Granić erzielten Vereinbarung über die Rückkehr aller aus Mostar Vertriebenen sei davon abhängig, ob bei den für den 18. Januar in Genf geplanten Verhandlungen aller drei Kriegsparteien ein vollständiger und permanenter Waffenstillstand ausgehandelt und dann auch eingehalten werde. Andreas Zumach
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