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Bosnien: Dreigeteilt, niemals?

■ EG-Außenminister nach dem Bankrott der Vermittler gegen die Teilung, aber ohne Alternative

Kopenhagen (taz) – Bei der EG herrscht völlige Ratlosigkeit. Noch wenige Stunden vor der Ankunft Alija Izetbegović' beim EG-Gipfel in Kopenhagen wußten die Außenminister nicht, was sie dem bosnischen Präsidenten sagen sollten: „Er soll erst einmal erzählen, schließlich hat er darum gebeten, kommen zu dürfen. Wir haben ihn nicht eingeladen.“ Nicht nur der dänische Außenminister Niels Helveg Petersen sprach das offen aus. Alle redeten über das Scheitern des Vance-Owen- Plans, den die EG noch vor zwei Wochen als Kernstück ihrer außenpolitischen Jugoslawien-Strategie bezeichnet hatte. Die von Serben und Kroaten vorgeschlagene – und gestern auch von UN-Vermittler Thorvald Stoltenberg unterstützte – Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in drei selbständige Teile will die EG jedoch nicht akzeptieren.

„Die Lage am Boden hat sich fürchterlich verschlechtert“, hatte Lord Owen in der Nacht zuvor berichtet. Gegen Mitternacht saß er – in sich gesunken, auf seine verschränkten Arme gestützt und mit bedrücktem Gesicht – vor der Presse. Die Verhandlungen mit Serben und Kroaten befänden sich in einer „schlimmen Lage“, sagte er, aber weiterverhandeln müsse man doch, denn „wenn der Krieg weitergeht, ist es noch schlimmer“. In den Stunden zuvor hatte er sich von den zwölf Außenministern das Vertrauen aussprechen lassen. „Natürlich“ sei das nach dem Scheitern des Vance-Owen-Plans nicht mehr so uneingeschränkt vorhanden wie zuvor, sagte hinterher ein hoher Beamter. Die Stimmung während der Außenministersitzung soll aufs äußerste angespannt gewesen sein. Am Ende ging man ohne eine gemeinsame Erklärung auseinander.

Was nach der Nachtsitzung in Kopenhagen verlautete, klang wie der Abgesang auf den international anerkannten Staat Bosnien. Die bosnischen Muslime müßten einen Raum für ihr politisches und wirtschaftliches Überleben finden, soll Bundesaußenminister Klaus Kinkel gesagt haben. Das müsse bei den weiteren Verhandlungen in Genf sichergestellt werden.

In Zagreb trat unterdessen das kollektive Präsidium Bosniens zu einer Sondersitzung über die „Zukunft des Landes“ zusammen. Auf Antrag von Präsidiumsmitglied Fikret Abdić wollte das Gremium die neue Lage erörtern, die aufgrund der serbisch-kroatischen Pläne zur Dreiteilung Bosniens entstanden war. Beobachter vermuteten, daß Abdić, der am Vorabend im kroatischen Fernsehen scharfe Kritik an der Personalpolitik der bosnischen Führung geübt hatte, möglicherweise die Ablösung Izetbegović' herbeiführen will. An den Bürgerkriegsfronten in Bosnien herrschte am Montag nach Erkenntnissen der UNO-Friedenstruppen „relative Ruhe“. Allerdings verdichteten sich die Hinweise auf eine bevorstehende Offensive kroatischer Verbände in Mittelbosnien. Ein für die belagerte UNO-Schutzzone Goražde bestimmter Konvoi mit Hilfsgütern wurde von serbischen Truppen blockiert. In Kroatien setzten die Serben in den besetzten Gebieten die Auszählung der Volksabstimmung fort. Nach inoffiziellen Angaben hatten sich bis zu 99 Prozent der kroatischen Serben für den Zusammenschluß mit den bosnischen Serben ausgesprochen. dora

Tagesthema Seite 3

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