: Bonner Schrotschüsse-betr.: Schüsse auf Tietmeyer in Bonn - Wer wars? Wem nützts?
Betr: Schüsse auf Tietmeyer in Bonn - Wer war's? Wem nützt's?
Das linke Vorderrad beim Staatssekretär Tietmeyer hat ein Loch. Ein Celler Loch? Ein alter Richterspruch fragt: Cui bono? Wem nützt es? Der Linken? Rebmann mit seinem Umfeld aus der RAF? Wenn er wenigstens jemand mit 'ner Wasserpistole losgeschickt hätte. Und endlich gibt es einen Anlaß, die Friedenshütte in Mutlangen zu filzen. Wer so primitiv argumentiert, braucht eigentlich für nichts eine Begründung.
Martin, Ludwigsburg
Das „Attentat“ von Bonn war keins. So dilettantistisch ist kaum einer, ausgerechnet mit einer Schrotflinte loszuballern - wenn er wirklich treffen will. Was war es denn? (Reb-)Mann „weiß es nicht“. War es am Ende ein „Celler Loch“?
Mit Schrot auf ein gepanzertes Fahrzeug ist garantiert harmlos, prasselt nur wirkungsvoll. D.h., war es eine der geläufigen Provokationen, die „die nötigen Gründe“ dafür liefern sollen, in Berlin hart durchzugreifen???
Möglich ist alles
rumpelstilzchen
Wem hat dieses Attentat in Bonn geschadet? Wem hat es genützt?
Ein dilletantisch durchgeführter Entführungsversuch. Die Folgen: Verstärkter Personenschutz der IWF-Mitglieder und anderer „bedeutender Persönlichkeiten“! Verstärkte Kontrolle harmloser Bürger, die gegen den IWF demonstrieren wollen! Kritik an den Machenschaften des Weltwährungsfond wird lahmgelegt, denn - wer will schon mit RAF und Roten Brigaden in einem Atemzug genannt werden? „Terroristenfahndung“ und Personenobservation kann mit dem erfolgreichen Innenminister Zimmermann erheblich intensiviert werden und die Bürger dieses Staates werden Zustimmung bekunden! Eine von Bundespräsident Weizsäcker geplante Begnadigung von zwei RAF -Mitgliedern kann damit verhindert werden!
Ein zerschossener Autoreifen, ein paar Einschüsse knapp daneben - und so viel Effekt!!!
Stammen diese Bekennerbriefe wirklich von RAF und den Roten Brigaden oder sollen sie von ihnen stammen? Das alles sind nur Gedanken, die einem so durch den Kopf gehen, wenn man z.B. den Kommentar in ARD zu dieser „geplanten Entführung“ verfolgt.
Eine Leserin
Die Schüsse auf H. Tietmeyer machen nachdenklich. Das soll die RAF gewesen sein? Trotz Bekennerbrief ist vieles unklar. Auf jeden Fall passen die Schüsse gut in die derzeitige politische Landschaft. Sie lassen sich gut verwenden, gegen die Gnadengesuche von Speitel und Boock, zur Einführung der Kronzeugenregelung, jetzt aber rasch, zur Demontage der Demokratiegesetze. Wer war das eigentlich damals mit dem Celler Loch?
Rev. Minizelle
Zunächst zum Tietmeyer-Anschlag: Wie naiv sind wir eigentlich? Da wird einer der Großen der internationalen Finanzwelt in seinem Auto beschossen: Mit Schrot(t)kugeln! Erst ist es eine normale kriminelle Tat, später ein Entführungs-, schließlich ein Mordversuch. Ein völlig unbekanntes RAF-Kommando „Chaleb Kader“ bekennt sich und das alles eine Woche vor dem IWF/Weltbank-Kongreß.
Bleibt uns IWF/Weltbankgegnern nur die Frage, wem wir mehr Arroganz und Dummheit zutrauen: Der RAF oder der Generalbundesanwaltschaft? Der RAF, die mit einem Attentat mithilft, alle IWF/Weltbankgegner zu kriminalisieren, indem sie Kewenig und Rebmann den Vorwand für den Belagerungszustand in Berlin liefert, dann auch noch so blöd ist und mit Schrot(t)kugeln schießt oder der Bundesanwaltschaft, die den Anschlag ebensogut inszeniert haben könnte, eben weil damit alle Hausdurchsuchungen, Razzien und Straßenkontrollen nach §129a und §111 im Vorfeld der Tagung, aber auch die noch bevorstehenden Repressionen im Zusammenhang damit gerechtfertigt scheinen.
Womit wir bei Herrn Rebmann wären, der derzeit so ums deutsche Rechtsbewußtsein bemüht ist, daß er sich sogar genötigt sieht, Weizsäcker Nachhilfe in Sachen Begnadigung von Ex-Terroristen zu geben. Die Gefährlichkeit von Weizsäckers liegt momentan wohl darin, daß seine Bundesgenossen glauben, er könnte es wirklich tun (begnadigen). Es ist schon amüsant zuzusehen, wie die sonst „Obrigkeitshörigkeit“ predigenden Reb- und Zimmer- und andere -männer auf einmal gegen ihren obersten Dienstherren agieren. Wenn von Weizsäcker seiner vielgerühmten Zivilcourage gerecht werden will, wird er trotzdem begnadigen, aber es lohnt sich, den Anschlag auf Tietmeyer auch in diesem Zusammenhang zu sehen, denn schließlich läßt mit einem Terroropfer ganz gut Politik machen.
Robert, Troisdorf
„Und das Symbol, das alle anderen niederkonkuriert, das ist nun allemal das Attentat“, schreibt „Chefkohlumnist“ Hartung in seinem unverkennbaren Oberlehrerstil (taz 22.9.). Meinen Glückwunsch zu seinem damit erzielten Durchbruch - das beliebte Gewaltthema muß sich die Linke doch endlich wiedermal aufdrängen lassen. Rebmann hat ja sogar die Tatwaffen gefunden! Und doch - ich kann einfach das Gefühl nicht loswerden, daß Kasis Leserbrief vom selben Tag deutlich besser in die Kommentarspalte gepaßt hätte, als Hartungs Soziologelei.
Gernot, Bonn
Betr: Leserbrief von Kasi über Kewenig und IWF, taz vom 22.9.
Volle Zustimmung, werter Genosse! Wenn Kewenig beabsichtigen sollte, hier einen Polizeistaat aufzuziehen, so ist er diesem Vorhaben mit seiner IWF-Bullen-Show schon beträchtlich nahe gekommen. Wer heute vom „freien Teil der Stadt“ schwadroniert, kann - ein gewisses Maß an Ehrlichkeit vorausgesetzt - eigentlich nur Ost-Berlin meinen.
Walter, Berlin
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