: Bonn soll zahlen
■ Polen will Verlustausgleich
Warschau (adn) — Mit dem Tag der Währungsunion „entdeckten“ viele DDR-Unternehmen plötzlich ein starkes Interesse am polnischen Markt. Ursache war vor allem die Neufestsetzung des Rubelkurses in Deutschland und die zurückgehenden Absatzmöglichkeiten auf dem eigenen Markt. Gleichzeitig wurden zahlreiche Verträge über polnische Lieferungen in den Osten Deutschlands gekündigt, man kaufte lieber in der Bundesrepublik ein. Der polnische Export ins westliche Nachbarland ging rapide zurück.
Zur Sicherung der polnischen Interessen hat das Außenhandelsministerium in Warschau eine Gruppe zum Schutz des polnischen Marktes berufen. Erstes Ergebnis waren die Mitte des Monats in Warschau abgehaltenen Wirtschaftsgespräche mit Deutschland. Die polnische Seite verlangte eine Entschädigung für die Verluste aus dem ungünstigen Rubelkurs und einen Ausgleich des Negativsaldos durch den DDR-Rechtsnachfolger, die Bundesrepublik.
Die deutsche Delegation erklärte, sie wolle erst die detaillierte Gesamtrechnung abwarten, danach könnte man sich auf ein „vernünftiges Niveau“ des Austausches einigen. Dabei müsse man die Verluste des Staates sorgfältig von dem Manko der einzelnen Unternehmen trennen. Warschau hat angekündigt, bis zur Anerkennung der Ansprüche den Saldo zu kontrollieren. Das bedeutet im Moment nichts anderes als das Einfrieren des „überschüssigen“ Exports aus der ehemaligen DDR.
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