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Bonn gegen »goldene Schienen«

■ Berliner Eisenbahn: Bonn will Minimallösung statt Ausbau/ Streitpunkt Regionalverkehr

Berlin. Das Bundesverkehrsministerium weigert sich nach wie vor, eines der Berliner Konzepte zum Ausbau des Eisenbahnnetzes in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen und zu finanzieren (die taz berichtete). Dabei drängt die Zeit, denn der Plan soll bis März fertig werden. Die Sprecherin des Verkehrssenators, Uta-Micaela Dürig, widersprach jedoch Behauptungen, die Verhandlungen zwischen Bonn und Berlin seien abgebrochen worden. »Es gibt verschiedene Auffassungen, aber die Gespräche laufen weiter«, beruhigte sie. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Rainer Giesel, sprach von einem »Mißverständnis«. Auf der »Arbeitsebene« des Bundesverkehrsministeriums sei eine »vorgreifende Bewertung« der Berliner Eisenbahnkonzeption vorgenommen worden, auf die man Verkehrsminister Krause »aufmerksam gemacht« habe, sagte Giesel. Zu deutsch: Die Berliner CDU steht derzeit in Bonn auf der Matte, damit Krause seinen zahlungsunwilligen Beamten den Kopf wäscht.

Berlin favorisiert bekanntermaßen das Achsenkreuzmodell mit dem Zentralbahnhof Lehrter Straße und dem Tunnel unter dem Tiergarten. Zur Debatte steht aber auch der Ausbau des innerstädtischen Gleisrings. Giesel rechnet damit, daß das Achsenkreuz mehrere Milliarden Mark kostet. Berlin habe als vormals wichtigster Eisenbahnknotenpunkt Europas einen vierzigjährigen Nachholbedarf, sagte er. Aus der Verkehrsverwaltung war zu hören, daß Bonn jedoch statt dessen eine billige Minimallösung wolle: Der Tunnel unter dem Tiergarten soll, so er überhaupt gebaut wird, nur den Fernverkehr aufnehmen, nicht aber den Regionalverkehr. Das oberirdische Regionalbahnnetz solle nach Bonner Vorstellungen nur bis zu den Endpunkten der S-Bahn ausgebaut werden, während Berlin ein Gebiet von 160 Kilometern Durchmesser für Berufspendler erschließen möchte, damit die nicht mit dem Auto in die Stadt kommen. Der Berliner Wunsch nach einer Fernbahnanbindung des geplanten Großflughafens im Süden wird von Bonn gänzlich ignoriert. Die Berliner Konzepte werden in der Ex-Hauptstadt als »goldene Schienen« denunziert.

Ein Gutachten, in dem im gemeinsamen Auftrag von Bonn und Berlin mehrere Ausbau-Varianten geprüft wurden, soll noch vor der »Verkehrswerkstatt« am 24. Januar vorgestellt werden. Ohne diese Differenzen wäre dies eigentlich schon letzten Freitag geschehen. esch

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