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■ Bonn apartKlebstoff Solidarität

Mit der Sprache kann man ja ganz schön schlau tricksen. Pistolen heißen Peacemaker, und im friendly fire sterben die Soldaten durch ihre eigenen Kameraden.

Nicht ganz lupenrein ist auch das schöne Wort vom Solidaritätszuschlag. Solidarität hört sich prima an. Aber wie sieht's in Wirklichkeit aus?

Die Ostdeutschen müssen für sich selbst zahlen. Das kann doch wohl nicht sein. Das meint jedenfalls auch der Herr Horst Rehberger, seines Zeichens Liberaler und Vizelandeschef seiner Partei in Sachsen-Anhalt. Er fordert, den Solidaritätszuschlag ab 1999 nur noch im Westen zu erheben.

Die Menschen in Westdeutschland würde das natürlich freuen. Endlich könnten sie das Gefühl haben, ihren bedürftigen, etwas armseligen Brüdern und Schwestern im Osten erst richtig etwas Gutes zu tun. Es würde klargestellt, daß die Ossis — natürlich — von den Almosen der Westdeutschen abhängen. Die Ossis hätten nicht mehr diese blöde, typisch weinerliche Ausrede, sie müßten schließlich selbst zahlen.

Um den Gedanken der Solidarität noch erhabener zu gestalten, sollte die Leistung des Solidaritätszuschlags persönlicher gestaltet werden. Jeder müßte erfahren können, an wen er seinen Solidaritätsbeitrag leistet. Der Maurer West an den armen Maurer Ost zum Beispiel. Der könnte sich dann direkt durch seine Dankbarkeit erkenntlich zeigen. Brieffreundschaften würden so entstehen, und die Bundesrepublik Deutschland würde endlich richtig zusammenwachsen.

Natürlich würde unter den Bedachten Ost auch mal ein Lottogewinner oder reicher Erbe dabeisein. Ostdeutsche sind schließlich nicht immer nur Looser. Davon könnte der Solidaritätszuschlagzahler West richtig profitieren. Wenn er immer brav zahlt, setzt ihn der Bedachte vielleicht als Erbe ein. Schöne Aussichten.

Zu bedenken wäre allerdings, daß es auch Maurer in Westdeutschland gibt, die sich selbst nach finanzieller Solidarität sehnen. Vielleicht sollten deshalb die Maurer West ebenfalls von der Zahlung des Solidaritätszuschlags ausgenommen werden. Und die Saarländer, die aus dem höchst verschuldesten Bundesland sowieso. Wie wär's denn, wenn die Bayern und die Baden-Württemberger den Solidaritätszuschlag ganz allein zahlten? Die ham's doch. Oder noch besser: die Scientologen! Markus Franz

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