piwik no script img

Bonn: Durchsuchung von Frachter bestätigt

■ Stoffe für Iraks Waffenindustrie

Bonn (AFP) – Die Bundesregierung hat Berichte bestätigt, wonach ein deutscher Frachter mit einer Lieferung von Chemikalien für die Rüstungsproduktion im Irak gestoppt worden ist. Das Schiff „Asian Senator“ sei nach einem Hinweis ausländischer Geheimdienste in Saudi-Arabien untersucht worden, teilte Regierungssprecher Dieter Vogel gestern vor Journalisten in Bonn mit. Dabei seien in zwei Containern mehrere hundert Fässern mit hochreinem Ammoniumperchlorat entdeckt worden, das zur Herstellung von Treibsätzen für irakische Feststoff- Raketen geeignet gewesen wäre.

Der aus China kommende Frachter habe sich auf dem Weg nach Beirut befunden, von wo aus die Ladung nach Angaben der Geheimdienste in den Irak geschafft werden sollte. Nach wie vor sei ungeklärt, wie die Ladung an Bord der „Asian Senator“ gelangen konnte.

Vogel ging davon aus, daß die deutsche Reederei und die Schiffsbesatzung über ihre Fracht getäuscht worden seien. Die Frachtpapiere seien auf eine harmlose Chemikalie ausgestellt gewesen. Bei der Beladung des Schiffes seien zwar die Container geöffnet, aber nicht die Fässer überprüft worden. Derzeit werde untersucht, wo die Rüstungschemikalien produziert wurden und wer die Frachtpapiere gefälscht habe.

Nach Vogels Angaben wurden jedoch keine rechtlichen Schritte gegen die deutsche Reederei eingeleitet. Die Lieferung der Chemikalien für die irakische Rüstungsproduktion ist seit dem UN-Embargo verboten, das in Zusammenhang mit dem Golfkrieg verhängt wurde. Die Affäre war durch einen Bericht der Washington Post bekanntgeworden.

Die Bundesregierung wurde Vogel zufolge Mitte Dezember über die Fracht informiert. Die saudiarabischen Behörden hätten die „Asian Senator“ bereits am 28. Dezember durchsucht und die Container beschlagnahmt. China habe sich zur Rücknahme der Chemikalien bereit erklärt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen