piwik no script img

Bombig McCashFlow

Die Blockade der Frankfurter Börse durch Friedensdemonstranten konnte den Kursen nicht viel anhaben — zwar kamen zahlreiche Makler zu spät und mit farbei-verzierten Anzügen in den Börsensaal, fiel das elektronische Kurssystem eine Zeitlang aus und waren die Telefonleitungen überlastet — die Aktienkurse indessen gaben am Montag nur ein knappes Prozent nach. Ausgesprochen wenig, wäre die überraschende Ablösung der CDU-Regierung in Hessen in normalen Zeiten schon für einen größeren Kursrutsch gut gewesen, zumal nach der stürmischen Hausse der letzten Woche ohnehin eine Korrektur fällig war.

Doch der Krieg und Baron Rothschilds goldene Börsenregel („Kaufen, wenn die Kanonen donnern“) sorgen weiterhin für Stimmung an den Börsenplätzen der Welt. Der New Yorker Dow-Jones und Tokios Nikkei-Index drängen, nach leichten Minuskorrekturen zum Wochenbeginn, weiterhin nach oben — auch wenn nach einer Woche Golfkrieg sich langsam die ersten Verunsicherungen abzeichnen. Nach einem zackigen Blitzkrieg, wie man ihn nach der vollmundigen Militärpropaganda in der Wallstreet erwartet hatte, sieht das Gemetzel am Golf immer weniger aus. Eine sich über lange Monate hinziehende Schlacht freilich könnte der auf Rezession zuschliddernden US-Wirtschaft den Garaus machen.

Und so blickt man auf den Finanzplätzen der Welt zunehmend skeptischer in Zukunft: „Solange, bis sich ein Gefühl dafür entwickeln läßt, wie lange eine solche Auseinandersetzung dauern wird, kann man alle fundamentalen und markttechnischen Argumente vergessen“, verlautete aus einem amerikanischen Brokerhaus. Doch immerhin bestünde die Hoffnung, daß sich die öffentliche Meinung in nächster Zeit gegen eine Kürzung der Verteidigungsausgaben stellen werde. Selbst wenn der Krieg ein Ende findet, werden sich also mit Rüstungsaktien Kriegsgewinne machen lassen. Aktuell drohen der Finanzwelt die ersten Kriegsverluste — nur das billig gewordene Öl hält das schmutzige Geld noch in der Kasse. Doch damit kann es, wenn beispielsweise Israel die Zurückhaltung aufgibt, sofort zu Ende sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen