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Bombenentschärfung in KoblenzAlles ruhig in Koblenz

In Koblenz wurde die halbe Stadt geräumt, um eine riesige Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Das gelang problemlos. Die Feuerwehr war von den einsichtigen Koblenzern überrascht.

Weniger los als sonst Sonntags: Zwei Polizisten im evakuierten Koblenz. Bild: dpa

KOBLENZ dapd | Um kurz nach 16.30 Uhr gab es in Koblenz Entwarnung: Der Kampfmittelräumdienst hatte eine 1,8-Tonnen-Luftmine und eine 125 Kilo schwere Fliegerbombe am Rheinufer im Stadtteil Pfaffendorf entschärft sowie ein Fass mit Tarnnebel aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Damit ging eine der größten Evakuierungsmaßnahmen in der Deutschen Nachkriegszeit zu Ende und 45.000 Koblenzer durften wieder zurück in ihre Wohnungen.

Bis Sonntagmorgen hatten die Betroffenen ihre Häuser verlassen müssen. Mehr als 2.500 Helfer waren im Einsatz, um unter anderem zwei Krankenhäuser und sieben Altenheime im Gefährdungsgebiet zu räumen. Auch 200 Häftlinge der Justizvollzugsanstalt waren auf andere Gefängnisse in Rheinland-Pfalz verteilt worden.

Bevor die Entschärfung beginnen konnte, musste ein Gebiet mit einem Radius von 1,8 Kilometern um die Bombe komplett geräumt sein. Mitarbeiter der Feuerwehr und des Ordnungsamtes zogen den Vormittag über von Haus zu Haus und klingelten. "Wir sind selbst überrascht, wie einsichtig die Koblenzer waren", sagte Feuerwehrsprecher Norbert Gras. Es mussten gerade einmal vier Türen vom Schlüsseldienst geöffnet werden. Drei Wohnungen waren leer, obwohl Licht brannte, in einer wohnte eine verwirrte Frau. "So wenig Aufbrüche hatten wir noch nie bei einer Evakuierung", sagte Gras.

Entschärfung beginnt früher als geplant

Ab mittags durfte kein Schiff mehr den Rhein passieren, um 12.40 Uhr stand dann auch der Zugverkehr der 106.000-Einwohner-Stadt auf beiden Seiten des Rheins still. Zudem sperrte die Polizei drei Bundesstraßen und blockierte mit Einsatzfahrzeugen die Zufahrtsstraßen in das Gefährdungsgebiet.

Zwei Teams des Kampfmittelbeseitigungsdienstes begannen gegen 13.30 Uhr, eineinhalb Stunden früher als geplant, mit der Entschärfung der beiden Bomben. Drei Zünder wurden aus der britischen Luftmine gedreht, nachdem sie trocken gelegt worden war. Dazu hatten Helfer in den vergangenen Tagen einen Damm aus 350 Sandsäcken errichtet. Die Bombenräumer brachten sich dabei in gut 100 Metern Entfernung hinter einem Haus in Sicherheit und entschärften die Sprengkörper mithilfe eines ferngesteuerten Apparats. Auch die als schwieriger eingeschätzte kleinere amerikanische Fliegerbombe ließ sich leicht entschärfen.

Die riesige Luftmine sei wahrscheinlich erst kürzlich vom Rheinwasser nach Koblenz geschoben worden, sagte der Leiter des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz, Horst Lenz. Beide Bomben hätten noch detonieren können, wenn sie unglücklich von einem Schiff gestreift worden wären. Ein Kran hob die Bomben anschließend auf ein Schiff, um sie in den Rheinhafen zu bringen. Von dort werden sie mit einem Lastwagen abgeholt und entsorgt.

Die eingesetzten Sonderbusse aus den gefährdeten Stadtteilen wurden nur spärlich genutzt. Die Auffangstationen blieben weitgehend leer. Gerade einmal 500 Menschen ließen sich vom Deutschen Roten Kreuz in einer der sieben geöffneten Schulen betreuen.

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1 Kommentar

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  • SM
    Soldaten = Mörder

    Ich hoffe das der umfangreiche Einsatz der Bundeswehr ein Nachspiel hat! Es kann nicht sein das diese Mörder im Inneren eingesetzt werden. Bitte da dran bleiben, taz!!