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Bomben in Mailand und Südtirol

Die Polizei vermutet in Mailand rechtsradikale Hintergründe / Die Sprengung eines Strommastes in Meran wird deutschnationalen Bombenlegern zugeschrieben / Dynamitfund in Brunneck  ■  Aus Rom Werner Raith

Während der italienische Innenminister Antonio Gava zu Ferragosto, dem nationalen Ferienfest mitte August, die traditionelle Stallwache für die Regierung schiebt und bei hitzemüden Besuchen in den Kasernen der ihm unterstellten Polizeieinheiten die „eindrucksvollen Erfolge unserer Sicherheitskräfte“ über den grünen Klee lobt, gehen woanders die Bomben hoch: Am 15.August konnte gerade noch eine Zeitzünderladung vor dem Polizeipräsidium in Mailand unschädlich gemacht werden, und im südtiroler Meran kam die Polizei trotz angeblicher Überwachung der Stelle zu spät: ein Leitungsmast der staatlichen Elektrizitätswerke ENEL flog, mit einer beträchtlichen Dynamitladung gesprengt, in die Luft und hätte um ein Haar ein nahes Staubecken aufgerissen - mehrere tausend Menschen wären von den Fluten begraben worden. Neben dem Pfeiler einer Seilbahn nahe Brunneck wurde am Mittwoch ein Plastiksack mit 31 Stangen Dynamit entdeckt. Polizei und Presse widmen sich vornehmlich dem Mailänder Attentatsversuch. Dafür werden rechtsradikale Täter vermutet, bisher allerdings ohne Beweis. Die Fahndung nach den Tätern von Mailand zieht faktisch die Aufmerksamkeit von Südtirol weitgehend ab - obwohl gerade dort mindestens ebensoviel Besorgnis angebracht sein sollte.

Seit Jahren nehmen in diesem Gebiet die Anschläge rapide zu, mehr als ein Dutzend waren es allein in den letzten vier Monaten. Die Entwicklung erinnert an die sechziger Jahre, als das sogenannte „Südtirolpaket“ zwischen Österreich und Italien ausgehandelt wurde, das der Region eine relative Autonomie verschaffen sollte. Auch heute stehen neue Entscheidungen über Südtirol an, weil die deutschsprachige Bevölkerungsgruppe - aufgrund des Autonomiestatuts längst in Hegemonie gegenüber den dort lebenden Italienern - eine weitere Zementierung der Trennung der beiden Volksteile anstrebt. So vermuten die Ermittler bei dem neuerlichen Attentat in Meran denn auch einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den gestrigen und den heutigen Bombenlegern: Das Dynamit ging just an dem Tag hoch, an dem in Meran der eben verstorbene stellvertretende Kommandant der deutschnationalen südtiroler „Schützen“, Jörg Pircher, beerdigt wurde. Und der war 1961 wegen eines Bombenanschlags zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Bombe, die er gelegt hatte, war genau an der Stelle hochgegangen, wo es auch am Dienstag abend krachte.

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