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Bombardement durch die Kirche –Betr.: „BEK ruft zu Friedensgebeten auf“, taz bremen vom 27./28. März 1999

Mit Bestürzung stelle ich fest, daß sich offenbar einige führende Repräsentanten der Bremischen Evangelischen Kirche hinter die NATO-Angriffe auf Jugoslawien gestellt haben. Ich finde es ungeheuer heuchlerisch, wenn die BEK einerseits zu Friedensgebeten gegen den serbischen Vertreibungskrieg im Kosovo aufruft, andererseits den Bombenterror auch und gerade deutscher Luftstreitkräfte befürwortet.

Hat doch die offizielle evangelische Kirche niemals Kriege verurteilt, wenn sie diese für gerecht hielt, oder sie hat einfach nur geschwiegen. Das fünfte Gebot lautet bekanntlich: „Du sollst nicht töten!“ Krieg ist immer ein Verbrechen, egal unter welcher Gewandung er daherkommt. Er ist und bleibt das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Schon 1952, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg also, geißelte Bertolt Brecht in seiner berühmt gewordenen „Rede für den Frieden“ die damals einsetzende Aufrüstung mit den Worten: „Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“ Die Haltung der Kirche zeigt mir allerdings, daß auch an ihrer Lernfähigkeit die größten Zweifel angebracht sind. Wäre es nicht endlich an der Zeit, daß sich auch die Kirchenleitung ganz eindeutig hinter die Forderungen der Friedensbewegung stellt?

Wieland von Hodenberg

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