Boko Haram in Kamerun und Nigeria: Fünf Selbstmordanschläge
Fünf junge Frauen haben sich in Kamerun und Nigeria in die Luft gesprengt. Acht Menschen wurden in den Tod gerissen. Boko Haram scheint seine Strategie zu ändern.
Nach Angaben des Gouverneurs der kamerunischen Region Hoher Norden, Midjiyawa Bakari, sprengte sich die erste Attentäterin im Haus des Dorfältesten in der Ortschaft Leymarie unweit der nigerianischen Grenze in die Luft. Der Dorfälteste sowie vier seiner Verwandten seien getötet worden. In den folgenden Minuten hätten drei weitere Selbstmordattentäterinnen in der Nachbarstadt Fotokol ihre Sprengsätze gezündet, ohne dass es weitere Opfer gab.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Fotokol waren die Attentäterinnen etwa 15 Jahre alt. Die drei jungen Frauen, die sich in Fotokol in die Luft sprengten, seien auf ihrem Weg in die Stadt von Mitgliedern einer Bürgerwehr entdeckt worden. Sie hätten daraufhin ihre Sprengsätze gezündet, aber keine Zivilisten mit in den Tod gerissen.
Laut dem Gouverneur wurden Soldaten in die betroffene Gegend geschickt. Er machte die nigerianische Extremistengruppe Boko Haram für die Attentate verantwortlich. Offenbar ändere die Gruppe ihre Strategie, sagte er mit Blick auf die Explosion im Haus des Dorfältesten: Bislang habe Boko Haram meist auf Orte mit vielen Menschen gezielt, etwa Schulen, Märkte, Cafés und Moscheen.
Anschlag auf Menschen auf der Flucht
In Nigeria zündete eine Selbstmordattentäterin am Sonntagmorgen ihren Sprengsatz inmitten einer Gruppe von Frauen und Kindern an einem Kontrollpunkt in der nordöstlichen Stadt Maiduguri. Die Gruppe sei gerade erst auf der Flucht vor Boko Haram aus dem 90 Kilometer entfernten Dikwa angekommen, sagte der örtliche Koordinator der nationalen Katastrophenschutzbehörde, Mohammed Kanar. Maiduguri war bereits mehrmals Ziel von Angriffen und Anschlägen der Islamisten.
Boko Haram kämpft seit 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Dabei wurden mindestens 17.000 Menschen getötet und mehr als 2,6 Millionen aus ihren Häusern vertrieben. Der Konflikt weitete sich mittlerweile auch auf die Nachbarländer Kamerun, Tschad und Niger aus. Die kamerunische Stadt Fotokol war bereits mehrmals Ziel von Boko-Haram-Attacken.
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