: Böser Zynismus
■ betr.: „Damit werden die Drogen doch toleriert“, Interview mit Franz Hellstern, taz vom 20. 2. 96
Daß im Vollzug jede Art von ärztlicher Hilfe angeboten wird, ist schlicht unrichtig! Es gibt kaum außerhalb der Mauern genügend fort- und weitergebildete Ärzte/ Ärztinnen.
Die menschlichste und sinnvollste Art, diesen Menschen ärztliche Hilfe zukommen zu lassen, wäre, ihnen dosiert sauberes Heroin mit der richtigen Nadel zu verabreichen. Da läßt sich aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat zum heutigen Zeitpunkt keine Kompromißlösung erreichen. Aber ist es deswegen verantwortbar, daß sich Junkies im Strafvollzug mit HIV und Hepatitis infizieren?
[...] Ich kenne die „Subkultur“ und Drogenmafia in einer Anstalt und Menschen, die in einer solchen arbeiten, die nicht Ihrer Meinung sind, Herr Hellstern! Es ist eine Frage der Zeit, wer sich wann und wo als Befürworter einer humanen Drogenpolitik outen kann bis hin zur letzten Konsequenz. Es ist nur verdammt schwer, so bösen Zynismus ertragen zu müssen, wie den Ihren. Und nicht akzeptabel, Drogentote, die Sie letztendlich in Kauf nehmen, weil Sie nicht akzeptieren können, daß drogensüchtige Menschen Kranke sind. Verschonen Sie mich (uns) mit Ihrer Heuchelei! Ursula Doris Warmbrunn,
Hamburg
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