piwik no script img

■ McCash Flows OrakelBörsenfrühling?

Optimismus wie seit langem nicht mehr machte sich zu Beginn der Woche in Tokio breit. Der Nikkei– Index an der Börse kletterte zum ersten Mal seit vier Monaten wieder über die Marke von 24.000, nachdem er am Freitag schon so viel aufgeholt hatte, daß die Hälfte der Verluste nach dem großen Oktober– Crash schon wieder aufgeholt sind. Der Dollar hat sich in Japan, nach dem Januar–Tief von 120 Yen, bis 131 Yen aufgerappelt, und damit kann Nippons Wirtschaft offenbar gut leben. Dennoch ist im Fernen Osten nicht alles eitel Freude, denn trotz der günstigeren Handelsbilanzzahlen der USA ist das amerikanische Defizit mit Japan trotz des Dollarverfalls noch höher als im Vorjahr. Die Kurserholung des Dollar hat denn auch dazu geführt, daß in Amerika bereits wieder Stimmen laut werden, die das Louvre– Abkommen vom letzten Februar - die Verpflichtung der Notenbanken zu einer Kursstabilisierung - wieder aufgeben und den Dollar unbeeinflußt dem Markt überlassen möchten, mit der Hoffnung, daß die US–Währung weitere 25 Prozent an Wert verliert. Dann stünde der Dollar bei 100 Yen oder 1,30 DM und die exportlastige Konjunktur in Japan und der Bundesrepublik Kopf. Derlei finstere Aussichten werden aber in diesen Tagen überall erfolgreich verdrängt: Wall Street sonnt sich in den dünnen Hoffnungsstrahlen einer leicht verbesserten Handelsbilanz, und an den europäischen Börsen freut man sich über Erholungstendenzen des Dollar. Noch kann von Frühjahrseuphorie keine Rede sein - aber zumindest blicken deutsche Aktien wieder einmal auf eine steigende Tendenz die länger als zwei Tage anhält. Auch wenn, nach dem freundlichen Ausgang der letzten Woche und einem festen Rosenmontag, gegen Ende der Börsensitzung schon wieder Gewinnmitnahmen einsetzten und die Aktien ihren Tageshöchstkurs nicht halten konnten. Karnevalistische Kapriolen schlug am Montag ein Papier, das während der Super–Hausse 1985 mit Kursen weit über 1.000 Mark Schlagzeilen machte, dann ebenso abschlaffte wie sein prominentester Werbeträger: Puma stiegen am Montag von 260 auf 360 DM. Der riesige Kursgewinn wird auf Gerüchte über einen Aufkäufer und die Umwandlung von Vorzugs– in Stamm–Aktien zurückgeführt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen