: Bölling: „Wir waren unredlich“
■ taz–Gespräch mit dem Ex–Regierungssprecher über die Schleyer–Entführung und die Reaktion des Staates
Berlin (taz) - Zehn Jahre nach dem Herbst 1977 gibt der Regierungssprecher Helmut Schmidts, Klaus Bölling, in einem sehr offenen Gespräch mit der taz Auskunft über die damalige Stimmung im Krisenstab, über das Trauma der SPD und die damals schon vorhandenen Skrupel. Heute hält er es für „unredlich“, daß die Regierung damals die RAF gleichgesetzt hat mit einer „kriminellen Vereinigung“, ganz so als handele es sich um eine organisierte Gruppe von Geldschrankknackern. Für Bölling ist die RAF nicht ohne den Vietnamkrieg und die hysterische Reaktion auf sie nicht ohne die monströse Verdrängung der Nazi–Geschichte zu erklären. Zwar sei die Bedrohung durch die RAF real gewesen, doch sei sie damals auch „in einer ungenauen Dimension gesehen worden“. Die SPD hätte auf den Terrorismus so reagiert, „weil sie nicht wieder als Partei stigmatisiert werden wollte, die sich mit der eigenen Nation nicht Unter den Linden zeigen will, wenn es mulmig wird“. Zur militärischen Lösung, dem GSG–9– Einsatz in Mogadischu, meinte der einstige Regierungssprecher heute: „Ich warne Neugierige vor einer Wiederholung dieser Strategie.“ Er glaube, „daß ein solches Risiko eigentlich damals schon nicht zu verantworten gewesen ist“. Das vollständige Gespräch auf den Seiten 8 und 9
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