: Bodenlose Kunst
■ Bildhauer löchert das Wardenberger Rathaus
Ein spürbares Loch in der Haushaltskasse und das Wohlwollen seiner Gemeindeverwaltung kostet den Nachwuchs-Bildhauer Wilfried Rötzer (28) aus Wardenburg bei Oldenburg ein künstlerischer Einfall. Rötzer stemmte während einer Ausstellung eigener Werke ein kopfgroßes Loch in den Steinfußboden des Wardenburger Rathauses.
Er habe den Fußboden „öffnen“ müssen, damit der künstlerische Impuls der Ausstellung auf den Zweckraum überspringe, erklärte der Bildhauer seine Aktion. „Kunst hört da auf wo Sachbeschädigung anfängt“, kommentierte Gemeindedirektor Günter Meyer, schloß die Ausstellung vorzeitig und ließ sich von Rötzer eine Bankbürgschaft für die Reparaturkosten geben. Daß Rötzer das Loch symbolisch mit Butter füllte, konnte ihn dabei nicht erweichen.
Der Bildhauer wertet die Aktion im Rahmen eines „erweiterten Kunstbegriffs“ als Erfolg. Das Loch habe Diskussionen und Fragen zur Vorherrschaft des Perfekten und Zweckmäßigen in der Gesellschaft provoziert. Die Reparaturrechnung von voraussichtlich 2.000 Mark habe er in Kauf genommen. dpa
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