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■ StandbildBlut und Hoffnung: Fernsehspiel "Rotlicht", Montag, 19.25 Uhr, ZDF

Fernsehspiel „Rotlicht“, Montag, 19.25 Uhr, ZDF

Das Genre hält eine Reihe von Mustern bereit, in deren Ausfüllung der Kriminalfilm sich gewöhnlich erschöpft. So mimt in „Rotlicht“ Helmut Zierl als Polizist Tom Rehberg den archetypischen tough guy, der im Kampf gegen das Organisierte Verbrechen innerlich vereinsamt ist. Er ist Designer-Bulle und schläft in blauem Satin. Deswegen trinkt er nicht. Pfui! Äußerlich wird seine Isolation gedoppelt, weil sowohl sein Vorgesetzter als auch sein Kollege Gehring Marionetten des Immobilienhais Fengler sind. Hanns Zischler gibt diesen Fengler mit der ihm mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Aalglätte. Und daß die auf Tom angesetzte Ex-Stasi- Nutte Inge sich in den grobschlächtigen Polizisten verliebt, ist schon nach kurzer Zeit so absehbar wie das zeitgenössische Ende, bei dem Obergauner Fengler selbstverständlich unbescholten davonkommt.

Neugierig war man daher, inwiefern Autor Hartmann Schmige und Regisseur Michael Lähn Nuancen setzen würden. Da überzeugt zunächst die Formel, daß das Rotlichtmilieu die einzige Branche darstellt, in der der Aufschwung Ost funktioniert. Weniger gut funktioniert die sich anbahnende Freundschaft zwischen dem ungestümen Westbullen Rehberg und seinem gebrochenen Ostkollegen Gehring. Die beste Szene hat der Film während der Schlägerei zwischen den beiden. Obwohl Gehring ungerechterweise eins in die Magengrube bekommt, wehrt er sich nicht gegen das blöde Macho-Gehabe seines Westkollegen Rehberg. Warum Gehring sich nicht wehrt, wird interessanterweise nicht ausgeplappert und ausgewalzt. Die Intensität dieser unausgesprochenen Klarheit kann der Film nicht lange halten.

Die klischeehaft-billige Saxophonmusik bei der Fahrt über den Straßenstrich kann man gerade noch so verkraften. Interessanter ist die Szene, in der der knatterchargierende Tilo Prückner erst dem korrupten Polizisten Hartwig ein Loch zwischen Nase und Hinterkopf und dann sich selbst das Gehirn aus dem Schädel schießt. Kurz zuvor bekam ein Spielautomatenbesitzer vom Schutzgeld-Erpresser kräftig eins in die Fresse. Da schimmerte am Boden das rote, rote Blut so provozierend in die Kamera, als würde die Fahne der KPdSU gehißt. Man ahnt, daß der Regisseur wahrscheinlich eine härtere Gangart im Sinn hatte. Aber so wie Fengler in „Rotlicht“ überall seine Finger drin hat, wirkt die moderat zurückgenommene Gewalt wie vorauseilender Gehorsam gegenüber der Mafia der Sozialpädagogen, Bildschirm-Leichenzähler und reaktionären Psychologen, die nicht müde werden, uns zu erzählen, daß Gewaltbilder zur Nachahmung reizen.

Trotz einiger weniger Highlights wirkt der Film am Ende durch die Mühlen der öffentlich- rechtlichen Redaktion so konsensfähig zurechtgestutzt wie eine deutsche Vorgartenhecke. Von den leidig auf Schach-Metaphorik getrimmten Dialogen überzeugt nur ein einziger Satz: „Mord ist 'ne saubere Sache.“ Manfred Riepe

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