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Blut & Tränen

■ Die Journaille bei der Arbeit

Nichts zu knipsen, nichts aufzuschreiben - mißmutig warten rund zwanzig VertretInnen der Bremer und der angereisten Boulevard-Journaille vor dem Eingang der BSAG und dürfen nicht rein. Drinnen begrüßt Wedemeier die Ex-Geiseln. Die Polizei, die das Verwaltungsgebäude und das Depot an der Neuenlander Straße abgesperrt hatte, verhinderte auch nur die Spur von „human touch“. Keine Fotos, wie die Freigelassenen ihre überglücklichen Angehörigen umarmen, keine Schlagzeile „Ich saß neben Hans-Jürgen Rösner“.

Plötzlich: Gerenne, wohl eine halbe Tonne Foto-und Fernsehkameras setzt sich in Bewegung. Zwei Taxis verlassen an einem Nebenausgang das Gelände und sind schon weg, als die Reporter dort ankommen. Einer wird auf eine kleine Gruppe von Leuten aufmerksam, die am Zaun steht und mit einem BSAG-Vorständler diskutiert; ein Auto steht daneben. Fast alle merken es zur gleichen Zeit: Angehörige, die nicht rechtzeitig informiert und reingelassen wurden! Endlich Tränen, die einer jungen und einer älteren Frau, die auf dem Rücksitz sitzen und sich weinend gegen die Fotografen wehren. Und drauf die Kameras, Reinknipsen ins Auto, Totale, Profile, immer wieder. Die Frauen weinen noch mehr - prima!

Später dringt der Troß in das Zimmer des völlig erschöpften BSAG-Pressesprechers Pietsch vor und versucht, ihn auszuquetschen: Bekommt der verletzte BSAG-Fahrer zwei Wochen Erholungsurlaub? Machte er einen aufrechten oder zusammengesunkenen Eindruck? Ging der Schuß durch die Hand, oder verletzte er einen Finger? Weiß Pietsch alles nicht. Endlich gibt's eine Information, und die wird gierig mitgeschrieben: Durch den Verband des Fahrers ist Blut gesickert. Ist das nichts?

mc

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