: Blusen statt Strickpullis
■ Die Deutschen müssen für die Einheit ihres Ozonlochs bitter bezahlen/ Bikinis im Winterschlußverkauf entdeckt/ Daunenjacken nach Sibirien?
...sphäre. Wie wir alle selbst am Wochenende feststellen durften, macht der Winter offensichtlich keinerlei Anstalten, sein lauwarmes Image mit Riesel und Rutsch aufzubessern. Statt dessen konnte er am Wochenende mit einem weiteren vom Atlantik her aufziehenden namenlosen Regengebiet und starken und stürmischen Winden kaum überraschen. Die kraftvollen, aber milden und feinen Lüfte wehten vor allem über Dithmarschen und anderen mittelprächtigen Gebirgen, aber auch die Hauptstadt und die umliegenden FNL wurden nicht verschont. Bluse statt Strickware war en Vogue, denn die Temperaturen sackten auch in der Nacht niedrigstens auf fünf Grad ab. Am Tage kletterte das Thermometer auf Werte um sechs Grad Celsius oder höher. Auch am gestrigen, überwiegend arbeitsfreien Sonntag bewegte sich die Luft.
Die Klimakatastrophe wird auch in dieser Woche vorerst weitergehen. Mindestens bis Mittwoch haben die nicht mit der Kriegsvorbereitung beschäftigten Satelliten schon jetzt weitere Tiefausläufer ausgemacht. Ob die Weihnacht im vereinigten Deutschland jemals wieder weiß werden wird oder ob die Gottesstrafe für immer andauert, sei derzeit jedenfalls noch nicht zu sagen, verlautete von den WettermesserInnen aus Potsdam und Dahlem. Allerdings soll im Berliner Bezirk Neukölln am Wochenende eine Maschine erfunden worden sein, mit der aus Hundescheiße blitzschnell blitzblanker Kunstschnee gemacht werden kann.
Zu echtem Schnee kam es allerdings nur auf den allerhöchsten Gipfellagen im Osten Deutschlands, auf der Schmücke und auf dem Brocken. Durch Regenfälle wurde die Salzlauge der Werra erheblich verdünnt. Zu brachialen Auswirkungen wie im westdeutschen Raum, wo die Mosel Weinstraßen und -keller unter Wasser setzte, kam es bei frühlingshafter Witterung im Osten nicht. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern schlug es kaum nieder. Mehr als 495 Grad auf der mittleren Bratschiene haben wir in der kommenden Woche nicht zu erwarten. adn/taz
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