piwik no script img

Blüm–Besuch Thema Nr. 1 in Chile

■ Die chilenische Oppositionspresse würdigt Blüms „mutiges Auftreten“, das Junta–Blatt Mercurio weist „Einmischung in innere Angelegenheiten“ scharf zurück

Das Schicksal der zum Tode verurteilten 14 Chilenen ist in Chile allein durch den Besuch und die klaren Worte des Bundesarbeitsministers und Vize– Vorsitzenden der CDU, Norbert Blüm, wieder zum Thema geworden. Das ist die übereinstimmende Einschätzung von Beobachtern im Land. Blüms Besuch und die Auseinandersetzungen darum waren über Wochen hinweg das Thema Nr. 1 in der chilenischen Presse. Die oppositionelle Presse würdigte Blüms „mutiges Auftreten“, den Diktator Pinochet im direkten Gespräch mit den Vorwürfen über Folter und Verletzung der Menschenrechte zu konfrontieren. Auch über den innenpolitischen Konflikt in der BRD berichteten die regimekritischen Zeitungen, beschränkten sich dabei jedoch auf die Wiedergabe ausländischer Agenturmeldungen und legten den Schwerpunkt ihrer Berichterstattung konsequent auf die Situation in Chile. Anders gewichtete die regierungsnahe Presse, darunter der Mercurio, die älteste und aufla von Strauß und Zimmermann gelegt, um zu zeigen, daß im Regierungslager keine einhellige Meinung über das Pinochet–Regime und die Behandlung von Oppositionellen in Chile herrscht. In Kommentaren vertrat der Mercurio die Ansicht, mit Blüms Initiative in der Menschenrechtsfrage wolle die Bonner Koalition wieder Handlungsfähigkeit gegenüber der Opposition gewinnen. Auch international gehe es ihr um ein verbessertes Image in Fragen der Menschenrechtspolitik. Zwar gibt auch die regimetreue Presse zu, daß unter Pinochet gefoltert wurde. Blüms Vorstoß wird jedoch als Einmischung in innere Angelegenheiten scharf zurückgewiesen. Im übrigen empfiehlt man dem Bundesdeutschen spöttisch, sich doch für die Freilassung von „Terroristen“ im eigenen Land zu verwenden. In Chile sei es ihm wohl nur darum gegangen, sich zu profilieren. Victor Borqez/ANSA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen