: Bloß nichts anmerken lassen!
■ Impressionistische und baröckerne Posaunen- und Pianoklänge in heiligen Hallen: Duett in der Hauptkirche St. Michaelis
Wer weiß schon um die geheimen Leiden des Posaunisten! Wer ahnt schon, wie mühsam es dem Anfänger fällt, auch nur einen einzigen Ton aus dem funkelnden Gerät herauszubringen! Nein, all dies ist Geheimwissen, Geheimleiden all derer, die jemals an dem pittoresken Instrument versucht haben, leichtfertig all jenen vertrauend, die da verkündeten, Posaunespielen sei nur eine Frage der Technik.
Umso lobenswerter ist es, dass die Hauptkirche St. Michaelis nun ein hochkarätiges Duett präsentiert: Posaune und Klavier werden in den heiligen Hallen zu hören sein, Michael Massong wird das Blas-, Thomas Böttger das Tasteninstrument bedienen: Massong, geboren im Saarland, ist inzwischen international anerkannter Solist; nach Anfängen in Frankfurt/Main setzte er seine Ausbildung in London fort. Solo-Posaunist der Hamburger Symphoniker wurde er dann, bevor er nach New York ging, um beim Solo-Posaunisten der dortigen Philharmonie in die Lehre zu gehen. Was nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch alles folgte, soll hier nicht aufgelis-tet werden; fest steht aber, dass er 1997 beim NDR Werke für Posaune tet werden; fest steht aber, dass er 1und Klavier einspielte.
Die Posaune, die – korrekt bedient – so schaudererregend gar nicht klingt, dem Publikum näher zu bringen ist sein Anliegen, die Vorurteile bezüglich undefinierbaren Gebrummels in den tiefen Lagen revidieren helfen, denn in der Tat hat die Alt-Posaune – allgemein gespielt wird allerdings die Tenor-Posaune – fast exakt dasselbe Klangspektrum wie die Trompete.
Ein bunt gemischtes Programm haben sich Massong und Böttger für den Abend in St. Michaelis vorgenommen, haben neben eine Romanze von Carl Maria von Weber eine Vocalise von Sergej Rachmaninow gestellt. Chopins Barcarole Fis-Dur für Klavier läutet die Pause für den Posaunisten ein, und vielleicht ist es kein Zufall, dass Pianist Böttger, der aus Neustrelitz stammt, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und später bei Tadeusz Baird in Warschau studierte, einen polischen Komponisten ausgewählt hat.
Claude Debussys „Clair de lune“ für Klavier wird später zu hören sein – ein Werk, das mit impressionistisch sich auffächerndem Klang- spektrum aufwartet. Und es folgt, gewissermaßen als Höhpunkt: Tomaso Albinonis Konzert in d-Moll für Posaune und Klavier, das ursprünglich für Oboe und Orchester gedacht war. Und gar samten parlierend wird der baröckerne Rhythmus daherkommen, den so leicht nichts erschüttern mag und der die versammelte Zuhörerschaft vermutlich in sanft-entrückten Schlaf hinübergeleitet... ps
Freitag, 21.15 Uhr, Hauptkirche St. Michaelis
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