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Bloß nicht erwachsen werden!

■ Sean O'Hagan und John Bennett von den High Llamas über Adult-Pop und Kraut-Rock

taz hamburg:Wann immer von den High Llamas gesprochen wird, fällt der Name der Beach Boys. Oft wird euch vorgeworfen, sie zu kopieren...

Sean O'Hagan: Manchmal fragen wir uns desillusioniert: ,Warum schreiben wir einfach nur schöne Lieder?“Als wir 1992 eine Platte mit Byrds-Harmonien aufgenommen haben, klang das schon sehr seltsam. Einerseits war die Rockmusik mit dem ganzen Post-Nirvana-Zeug sehr eindimensional geworden, andererseits gab es tolle elektronische Musik von Aphex Twin oder Autechre. Also beschlossen wir, vollkommen ehrlich gegenüber unseren Einflüssen zu sein. Brian Wilson war selbstverständlich ein fantastischer Songschreiber, und wir wollten aus unserer Bewunderung keinen Hehl machen. So gehen wir auch heute noch mit unseren Einflüssen um, nur haben wir gelernt, sie besser zu verstecken. Unser neues Album, Cold And Bouncy, verarbeitet französische und italienische Filmmusik, brasilianischen Pop zwischen 66 und 77 und deutsche Elektronik.

Eine weitere Ecke, in die die High Llamas gerne gestellt werden, ist so etwas wie „Erwachsenen-Pop“.

Sean O'Hagan: Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden, denn „erwachsen“suggeriert alles, was ich in den letzten Jahren gehaßt habe, sowas wie The Blue Nile oder Prefab Sprout. Auf einer Tour mußten wir mit den Connells auftreten – schrecklich! Wir haben vor hirntoten Menschen gespielt, die im Jahr gerade mal zu zwei Konzerten gehen – zu den Connells und zu Crowded Hose.

John Bennett: Die Erwachsenensache impliziert klassisches Songwriting, klassische Strukturen, klassische Formate. Wahnsinnig langweilig!

Sean O'Hagan: Es ist, als würdest du dich allen neuen Ideen verschließen. Nimm Sheryl Crow: Sie mag eine tolle Songwriterin sein, aber nie wagt sie etwas, ich finde das verabscheuungswürdig. Zugegeben, unsere Musik ist einfach zu hören. Doch das liegt daran, daß mir Zugänglichkeit gefällt. Ich mag experimentelle Popmusik, die zugänglich ist. Außerdem würden unsere Platten sowieso nicht im Formatradio für Erwachsene gespielt werden, weil weniger als die Hälfte überhaupt Gesang haben.

Die deutschen Mouse On Mars scheinst du hingegen zu schätzen, du hast sie kürzlich remixt.

Sean O'Hagan: Ja, sie haben Humor und Entdeckergeist. Ich möchte unbedingt mehr mit ihnen zusammenarbeiten. Es macht keinen Sinn zu sagen: „Hier sind wir angekommen, und hier bleiben wir“. Wenn es Leute gibt, deren Musik dir gefällt und mit denen du dich geistesverwandt fühlst, dann solltest du mit ihnen zusammenarbeiten. Wir selbst können diese elektronischen Sachen noch nicht auf den Punkt bringen. Auf dieser Platte haben wir damit herumgespielt wie Kinder mit neuem Spielzeug. Unter dem Gesichtspunkt des Arrangements haben wir viel von Leuten wie Francis Lai oder Ennio Morricone gelernt. Natürlich spielen die orchestrale Musik, aber sie hat etwas Bizarres an sich. Man sollte immer sagen können: warum nicht?

Interview: Felix Bayer

mit Ja König Ja: Do, 12. Februar, 21 Uhr, Logo

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