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Blogger verspottet Chinas StaatsfernsehenHohn für das "Eunuchen-Medium"

Chinas populärster Blogger und Rennfahrer Han Han nimmt das Staatsfernsehen CCTV aufs Korn: Dessen Funktionäre wollten einen selbstverschuldeten Brand vertuschen.

Nach einem unangemeldeten Feuerwerk brannte das neue Hochhaus des chinesischen Staatsfernsehens. Bild: dpa

PEKING taz Han Han ist 27 Jahre alt und sieht aus wie ein Pop-Star. Er ist ein Allround-Talent, fährt Autorennen, schriftstellert und tritt in Talkshows auf. Mit bissigen Internet-Kommentaren spießt er Geschehnisse des Alltags auf. Vor zwei Jahren kürte ihn das große Internet-Portal Sina.com zum populärsten Blogger Chinas.

Mysteriöser Angriff auf chinesischen Blogger Xu Lai

Ein bekannter chinesischer Blogger, der Journalist und Buchautor Xu Lai, ist am Wochenende im Pekinger Buchladen „Einbahnstraße" niedergestochen worden. Zuvor hatte er einen Vortrag über seine Internet-Beiträge und sein Buch „Imaginäre Tiere“ gehalten. Zwei Männer hätten Xu danach auf die Herrentoilette gezogen und angegriffen. Ein Zeuge will einen der flüchtenden Täter sagen gehört haben: „Das hast Du Dir selbst zuzuschreiben. Du weißt wohl, warum wir das tun?"

Xus Blogger-Kollegen rätseln nun, ob die Täter von jemanden gedungen wurden, der sich durch die satirischen Einträge Xus gestört fühlte oder ob es sich um eine private Racheaktion handelte.

Xu kommentiert unter dem Online-Namen „Qianliexian" - was auf Chinesisch wie „Prostata" klingt - soziale und politische Ereignisse, Korruptionsaffären und Klatsch. Die populäre Wochenzeitung „Metropole des Südens" zählte ihn im vergangenen Jahr zu den zwanzig einflussreichsten Internet-Autoren. 2005 wurde sein Blog in einem von der Deutschen Welle organisierten Wettbewerb für einen Preis nominiert.

Nachdem Zensoren seine Beiträge im vergangenen November blockierten, eröffnete er sofort auf einem anderen Provider einen neuen: „Qianliexian will weiter reden."

Xu arbeitet als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen. Gewaltsame Angriffe auf Blogger sind in China selten, deshalb erregte das Ereignis in Internet-Foren wie Twitter und anderen Webseiten große Aufmerksamkeit. Xu sei am Bauch verletzt worden, befinde sich aber nicht in Lebensgefahr.

Jetzt ist Han Han wieder in aller Munde. Sehr zum Vergnügen seiner Fans beschäftigt er sich mit einem Ereignis, dass allerorten Erstaunen und Bestürzung ausgelöst hat: Dem Brand im 159 Meter hohen Nordgebäude des neuen Fernsehzentrums in Peking.

Die Bilder von den Flammen gingen um die Welt. Verantwortlich für das Desaster waren, wie die Feuerwehr sogleich bekannt gab, die Funktionäre des mächtigen Staatssenders (CCTV) selbst: Sie hatten ein Feuerwerk für über 100.000 Euro auf dem Gelände zünden lassen - ohne sich um die nötigen Genehmigungen und Sicherheitsvorkehrungen zu scheren.

Inzwischen sind zwölf Personen festgenommen worden. Dazu gehören nicht nur die Angestellten der Feuerwerksfirma, sondern auch Kader des Staatsfernsehens wie der 49jährige Xu Wei, der für den über eine halbe Milliarde Euro teuren Neubau verantwortlich ist.

„So wird wohl ein Abteilungsleiter des CCTV wegen seiner Liebe zu Raketen und Krachern in die Geschichtsbücher eingehen", amüsierte sich Han Han in seinem Blog. Wie viele Chinesen hege er „schwarze Gedanken" gegenüber dem mächtigen und arroganten Monopolsender, gibt Han Han zu: „Wie viele üble Taten hat CCTV in den vergangenen Jahrzehnten verübt, die Lüge über die Wahrheit gestellt, die öffentliche Meinung manipuliert, Intellektuelle verfolgt, Fakten verdreht, Missetaten verheimlicht, Probleme vertuscht und falsche Bilder von Harmonie gezeichnet?"

Sogar die Nachricht über den Brand in ihrem eigenen Hauptquartier habe CCTV heruntergespielt. Han Han: Wenn hingegen das Gebäude des britischen BBC oder eines Provinzsenders irgendwo in China wegen eines Feuerwerks gebrannt hätte, „dann wäre CCTV auf die Nachricht gesprungen. Es hätte die Bilder immer wieder ausgestrahlt."

Dies alles demonstriere wieder einmal, wie verlogen und unglaubwürdig die Medien unter der Kontrolle der KP-Propaganda-Abteilung seien, „so wie vor fünfzig Jahren". Seine große Hoffnung sei nun, „dass dieses Feuer die Regierung dazu treibt, ernsthaft darüber nachzudenken, das Monopol des Zentralfernsehens über die Nachrichten aufzugeben".

Ein „Eunuchen-Medium" sei CCTV, das sich selbst kastriert habe, spottet Han Han und spielt damit auf den Spitznamen an, den die Pekinger dem seltsam verdrehten CCTV-Hauptgebäude gegeben haben: „große Unterhosen".

Das nun abgebrannte Nebengebäude ist „das Ding in den großen Unterhosen". Im Internet wurden Han Hans bissige Kommentare von den Zensoren aus seinem Blog gelöscht. Zuvor allerdings hatten seine Fans den Eintrag vielfach kopiert und auf anderen Webseiten verbreitet.

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