Blockade von Kraftwerk in Berlin: Kohle als gemeinsamer Gegner
Klimaschützer und Friedensaktivisten protestieren zusammen. Sie sind gegen Aufrüstung und fossile Energien – vor allem aus Russland.
Erst vor dem Werkstor schlüpfen die mit der U-Bahn angereisten Aktivist:innen in ihre weißen Maleranzüge – dem Symbol von Ende Gelände. Die Klimaschützer:innen haben sich für ihren Protest mit Rheinmetall entwaffnen, Abolish Frontex und Fridays for Future zusammengeschlossen – ihr Motto: „100 Milliarden bessere Ideen“. Statt Geld für die Aufrüstung der Bundeswehr fordern sie einen Ausstieg aus fossilen Energien. „Die Finanzierung des Krieges muss sofort aufhören“, sagt Aktionssprecherin Sam Dietz am Rande der Blockade zur taz. Ein sofortiger Importstopp von Gas, Öl und Kohle aus Russland könne aber „nur ein erster Schritt sein“.
Während es sich die Gruppe auf der Straße bequem macht, klettern ein halbes Dutzend ihrer Mitstreiter:innen über den Zaun des Geländes und besetzen einen Kohlebagger; wiederum andere blockieren die Schienenzufahrt der Kohlezüge über der Spree.
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Doch aus dem Schornstein des Kraftwerks dampft es weiter, die gelagerte Kohle reicht, um den Betrieb für einen Tag nicht unterbrechen zu müssen. Betreiber Vattenfall ist sogar schon einen Schritt weiter: Ein Mitarbeiter erzählte zwei Aktivist:innen durch das Tor, die Verträge zur Belieferung mit russischer Kohle seien gekündigt; nur der Ersatz sei derzeit noch schwierig.
Auf eine Anfrage der taz bestätigte das Konzernsprecher Stefan Müller: „Seit dem Einmarsch von Putins Truppen in der Ukraine haben wir nichts mehr weiter bestellt und erwarten auch keine weiteren Lieferungen mehr.“ Derzeit werde geprüft, wie die russische Kohle bis zum Beginn der nächsten Heizperiode ersetzt werden könne, so Müller.
Einsparungen bei der Industrie
Ende-Gelände-Sprecherin Dietz forderte eine „radikale Wärme- und Energiewende“. Ängsten vor einem „kalten Winter“ bei einem sofortigen Verzicht auf fossile Energien tritt sie entgegen. „Eingespart werden muss bei der umweltschädlichen Industrie“, so auch bei den Waffenproduzenten. Die Ablehnung der Rüstungskonzerne ist das verbindende Element von Klimaschützer:innen und Friedensaktivist:innen. Am Vortag hatten sie auf einer von Rheinmetall entwaffnen organisierten Konferenz in Kassel über zukünftige antimilitaristische Aktionen beraten.
In Berlin geht der Protest nach etwa zwei Stunden zu Ende. Die Polizei trägt die letzten Blockierer:innen davon. Vorerst rauchen die Schlote weiter.
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