■ Kommentar: Blick übern Zaun
Doch, doch, es lohnt sich schon, das niedersächsische Wahlergebnis noch einmal mit Hamburger Augen zu betrachten. Denn das, was Wählers Wille am Sonntag in Hannover angerichtet hat, führt so manche Debatte ad absurdum, die vor nicht allzu langer (Koalitionsverhandlungs-)Zeit an der Elbe geführt wurde.
Da ist zum einen die von den sozialdemokratischen Gegnern einer rotgrünen Koalition aufgestellte Behauptung, ein rotgrünes Bündnis gehe zwangsläufig und spätestens bei der nächsten Wahl zu Lasten der SPD. Das Gegenteil ist der Fall, zumindest wenn a) die Sozialdemokraten den konservativ-wirtschaftsfreundlichen Part im Regierungsrollenspiel übernehmen und b) die Hamburger CDU ein ähnliches schlappes Bild abgibt wie der niedersächsische Unionszweig. Voraussetzungen, die die beiden hiesigen Ableger der „Volksparteien“ mit Leichtigkeit erfüllen können.
Da ist zum anderen die Rolle der Statt Partei, die Markus Wegner zuletzt schon auf dem Durchmarsch ins Bundeshaus sah und die Partner Henning Voscherau im Überschwang rotgrauer Euphorie schon als künftigen Scharping-Partner empfahl. Auf dem Boden niedersächsischer Tatsachen wird deutlich, daß das gute Hamburger Ergebnis der Statt Partei ein nicht übertragbarer, regional begrenzter Erfolg war.
Überraschend ist das nicht. Liegt es doch in der Natur von Wählervereinigungen (und die gab's tatsächlich auch schon vor Markus Wegner), daß sie ihre Stärke nicht aus großspurig formuliertem Machtanspruch, sondern der regionalen Begrenzung und damit verbundener Bürgernähe ziehen. Uli Exner
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