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Blick in die ZukunftNostradamus-Vorhersagen

Im Jahr 2033 ist alles anders. Das hatten uns schon so manche Vorbilder vorausgesagt. Unser Autor hält sich dabei am liebsten an den Star-Sterndeuter.

Nostradamus lag öfter mal daneben, aber seinen eigenen Tod hat er immerhin korrekt prophezeit Foto: Leemage /imago

F rüher wollten alle wissen, was sie erwartet, heute haben die meisten schon von der Gegen­wart genug. Wir blicken trotzdem einmal im Monat immer ein Jahrzehnt voraus

Wir schreiben das Jahr 2033. Fielmann heißt jetzt Aral, Aral Rossmann und Rossmann Fielmann. Das mag für viele überraschend kommen, jedoch ganz und gar nicht für mich. Denn in puncto Zukunft eifere ich seit jeher nur den allerbesten Vorbildern nach: der trojanischen Influencerin Kassandra, dem WM-Kraken Paul aus dem Sea Life Centre Oberhausen und vor allem Nostradamus.

Der französische Schwurbelzar und Star­sterndeuter aus dem 16. Jahrhundert ist auch das große Idol meines polnischen Futurologen Zbigniew, der sogar eine zerfledderte Autogrammkarte von „Nossi“, wie er ihn nennt, zu Hause in der Küche hängen hat: „Meinem lieben Freunde und Kollegen Z. In alter Früsche: Nostradamus.“ Wie allerdings die Echtheit der Widmung mit beider Geburts- und Sterbedaten korreliert, ist zwar nicht ganz klar, doch gerade das ist typisch für olle Nostradamus.

Der war nämlich eben keiner jener windigen Pseudowahrsager, die ihr Fähnchen stets in den Wind der öffentlichen Erwartung hängen. Ganz im Gegenteil, denn er verlor sich niemals in wilden Spekulationen. So fehlen seinen Prophezeiungen fast durch die Bank genaue Zeitangaben, doch wer wollte ihm einen Strick daraus drehen, denn woher hätte er das alles auch überhaupt wissen sollen? Das ist wahrhaft vertrauenswürdig, das Vage als vage zu benennen, den Mut zur Lücke als höchste Tugend zu adeln – das ist nämlich unser Nossi, wie er leibt und rät, eine durch und durch immer ehrliche Haut.

Dabei vermied er nicht nur seriös jede chronologische Einordnung seiner Vorhersagen, sondern auch eine inhaltliche Festlegung, worum es darin überhaupt ging. Diese flexible Herangehenweise wiederum bietet hochangesehenen Verschwörungsfachblättern wie der raum & zeit heute dankbare Interpretationsspielräume: So wusste man aus einer angekündigten Sonnenfinsternis die Einführung des Euro, den Brexit und natürlich auch eine zehnminütige Verspätung des RE 1 nach Cottbus herauszulesen.

Nennt Nossi ausnahmsweise doch mal Ross und Reiter, liegt er zuweilen gerne erkennbar weit daneben. Zum Beispiel erscheint das Jahr 2242 als prognostizierter Termin für das Ende der Welt mittlerweile längst als viel zu optimistisch angesetzt. So was passiert eben.

Immerhin hat er den eigenen Tod korrekt prophezeit. Nur der Zeitpunkt seines Ablebens kam für ihn sehr unerwartet: In der Früh hatte er sich zwar ein klein wenig schlapp gefühlt, aber das war in seinem für damalige Verhältnisse durchaus stolzen Alter ganz normal. Und er hatte ja schließlich schon die Pest heil überstanden, da würde er ja jetzt wohl kaum an Morgenmattheit abnippeln. Beruhigt und zufrieden nippte Nostradamus also an seiner aufgeschäumten Stechapfelschorle.

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Uli Hannemann
Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.