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Blauweißrot

■ Schlöndorffs „Die Geschichte der Dienerin“ im Wettbewerb

Gilead, einst die Vereinigten Staaten von Amerika, ist ein Tyrannenstaat. Weit schlimmer als der, den Orwell prophezeite - es wird unterdrückt, befohlen, gefoltert, hingerichtet. Eine Umweltkatastrophe hat die meisten Frauen unfruchtbar gemacht. Alle jungen Frauen, die noch Kinder kriegen können - das sind die Dienerinnen -, müssen sich von den Kommandanten, der herrschenden Kaste, schwängern lassen. Im Beisein von deren Ehefrauen und zum Fortbestand der Rasse.

Aber Die Geschichte der Dienerin ist nicht brutal, sondern gnadenlos kalt: Gänsehaut bekommt man nicht vor Schreck, sondern wegen Unterkühlung. Das jedenfalls ist die Absicht des Regisseurs. Aber es funktioniert nicht.

Die Dienerinnen tragen rote Schleiergewänder, die Ehefrauen blaue Kostüme, das Mobiliar im Haus des Kommandanten ist schneeweiß, und selbst der grüne Rasen sieht aus, als trage er Uniform. Schlöndorff setzt aufs Monochrome, auf die reine Farbe als das Sterile, kalt wie die Diktatur, kalt wie sein Film. Der Fehler: Er hat sich in das Farbenspiel verliebt. Wenn 30 Ehefrauen in blauen Kostümen auf grünem Rasen sich tummeln, dann ist das schön wie modische Inneneinrichtungen, geschmackvolles Styling Marke Ikea. Jedem Bild sieht man an, daß es gestellt ist und daß der Arrangeur seinen Spaß dabei hatte. Das ist das Verlogene. Schlöndorff erliegt dem System, das er anprangern will, indem er es konform in Szene setzt. Lebendige Menschen kommen nicht vor, selbst die Heldin, die am Ende revoltiert, bleibt ein blutleeres Gespenst.

Die Geschichte der Dienerin ist totes Kino und teuer dazu. Zu den Designern gehören Margaret Atwood (Romanvorlage), Harold Pinter (Drehbuch), Faye Dunaway (Ehefrau) und Sakamoto (Musik). Eine perfekte Maschine: Sie funktioniert, sonst nichts.

chp

Volker Schlöndorff: Die Geschichte der Dienerin, nach dem Roman von Margaret Atwood (Fischer TB 5987), mit Natasha Richardson, Robert Duvall, Faye Dunaway, BRD/USA 1990, 109Min.

10.2. Zoo Palast 15.00, 21.45

11.2. Urania 18.30, Kosmos 22.30

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