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Archiv-Artikel

Blasser Stern am Uni-Himmel

Startschwierigkeiten an der European School of Management and Technology (ESMT): Ihr Präsident geht vorzeitig, die Zahl der MBA-Studenten bleibt hinter früheren Erwartungen deutlich zurück

VON FRAUKE ADESIYAN

Glaubt man der Werbung, beginnt der „Pfad zur Führung“ direkt am ehemaligen Staatsratsgebäude am Schlossplatz. Das überdimensionierte Plakat an dem eingerüsteten Gebäude kündet von dem, was hierher kommen soll: die private European School of Management and Technology (ESMT). Mit dem Spruch „path to leadership“ wirbt sie für ihren ersten MBA-Vollzeitstudiengang. „MBA“ steht dabei für Master of Business Administration und ist eine Art kleiner Doktortitel für Manager. Es könnte ein steiniger Weg zur Spitze werden, auch weil die Schule noch mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

So gibt ihr Chef früher als geplant seinen Posten auf: Gründungspräsident Derek Abell hat nur noch bis Herbst 2006 in der Schule das Sagen. Zwar wurde sein Vertrag damit um ein Jahr verlängert. Eigentlich wollte er während der gesamten zehnjährigen Aufbauphase bleiben. „Wie lange soll er das denn noch stemmen? Herr Abell wird schließlich im nächsten Jahr 68 Jahre alt“, kommentiert ESMT-Dekan Wulff Plinke das Ausscheiden des wissenschaftlichen Aushängeschilds der Schule. Über einen Nachfolger ist nichts bekannt.

Während der frühe Weggang des Gründungspräsidenten gern unter den Teppich gekehrt wird, betont die ESMT einen Neuzugang. Der französische Wirtschaftsprofessor Francis Bidault wird ab 1. September das Amt des MBA-Direktors bekleiden und für die Feinplanung des Studiengangs zuständig sein.

Ansonsten sind die Professoren knapp bemessen – zumindest wenn man die jetzigen Zahlen mit früheren Ankündigungen von Abell vergleicht. Sieben Professoren sind für den Studiengang fest eingeplant, Abell sprach ursprünglich von 20. Zusätzlich zu den Professoren sollen fünf ständige Lehrkräfte an der Schule unterrichten. Die ESMT nennt sie „faculty professionals“, sie sollen für die Anbindung an die Praxis sorgen. Weitere Lehrkräfte stehen der Schule nur zeitweise zur Verfügung.

Auch die geringe Zahl der Studenten, die im Januar mit dem Büffeln anfangen, verwundert. 20 Studenten werden laut Plinke in das erste MBA-Programm aufgenommen. Ursprünglich war einmal von 300 Vollzeitstudenten die Rede, später immerhin noch von 50. „Diese Zahlen wurden vor der Gründung der Schule im Jahr 2002 geäußert“, sagt Plinke und fügt hinzu: „Die Qualität des Studiengangs ist unser oberstes Prinzip.“

Schließlich ist auch der Zeitplan für den Umbau knapp bemessen. Am 9. Januar ist Studienbeginn, dann muss alles fertig sein. Plinke gibt sich zurückhaltend zuversichtlich: „Das ist ohne Frage ein knapper Zeitplan. Wir erwarten aber, zum Jahreswechsel den Schlüssel in die Hand zu bekommen.“

Alles andere wäre gegenüber den Studenten, aber auch gegenüber der Stadt höchst unangenehm. Berlin hat in die Schule investiert, indem die Stadt das sanierungsbedürftige Staatsratsgebäude dem Bund für 24 Millionen Euro abgekauft hat und der ESMT im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags kostenlos zu Verfügung stellt. Die Schüler werden in Form von Studiengebühren investieren. Der einjährige Studiengang kostet pro Managernase 50.000 Euro.

An dieser Stelle kommen die Gründungsunternehmen der Schule ins Spiel. 25 große Wirtschaftsnamen, darunter Siemens, Deutsche Bank und die Allianz, stehen hinter der Schule. Sie vergeben Stipendien – bei der geringen Studentenzahl sogar für jeden Einzelnen. „Die Zahl der Studenten ist mit Stipendien abzudecken. Sie werden nach Leistung und Bedürftigkeit vergeben“, verkündet Plinke froh.

Trotz der hohen Studiengebühren wird die ESMT mit dem MBA-Studiengang nicht viel verdienen. Die Dozenten und Lehrmittel sind teuer, die Anzahl der zahlenden Studierenden viel zu gering. Das Vollzeitstudium wird deswegen als Aushängeschild der Schule genutzt. Nur über solche Programme erscheine man in den Rankings von Fachzeitschriften. „Ein erstklassiger MBA unterstützt die Reputation für die Programme der Managerfortbildung“, erklärt Plinke. Mit diesen Fortbildungen verdient die Schule nach seinen Angaben 1.000 Euro pro Tag und Sitzplatz, egal wie viele Manager teilnehmen. Neben den Zinsen aus dem Stiftungskapital ist das die wichtigste Einnahmequelle der ESMT.