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■ Mit der Weltbank auf du und duBlanke Nerven

Berlin (taz) – Fünfzig Jahre alt wird die Weltbank. Den Jubiläumsfeiern kommt ein Buch in die Quere. Es heißt „Mortgaging the Earth“ („Die Verpfändung der Erde“), Autor Bruce Rich ist Bevollmächtigter der US-Umweltorganisation „Environmental Defense Fund“ (EDF). Für ihn ist die Weltbank „eine unaufhaltsame Bürokratie der Zerstörung“.

1993 hatte Rich vor einem Senatsausschuß die Clinton- Administration aufgefordert, ihre Zuschüsse für die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, eine Weltbank-Unterorganisation, zu kürzen. Es sei nicht daran zu zweifeln, daß das Buch „jede Menge Aufmerksamkeit erregen“ werde, schrieb der PR- Chef der Weltbank, und bat 21 leitende Mitarbeiter um eine „gute Auswahl an Antworten“.

Heffa Schücking, Mitarbeiterin der deutschen Gruppe „Urgewald“, die mit dem EDF zusammenarbeitet, hofft, daß „das leitende Management der Weltbank den Problemprojekten die gleiche Aufmerksamkeit zukommen läßt“. Doch nur „glaubhafte Drohungen“, die Finanzierung zu beschneiden, erwiesen sich bei „widerspenstigen Bürokratien“ als wirksam, schreibt Rich. Zwei letztes Jahr verabschiedete „bescheidene Reformen“ seien immerhin „Anlaß zur Hoffnung“: Die Bank beschloß eine bessere Informationspolitik und die Einrichtung einer unabhängigen Berufungskommission.

Späte Einsicht steckt dahinter. Als Leitmotiv der Weltbankgeschichte von der Konferenz von Bretton Woods 1944 bis zum Erdgipfel von 1992 hat Rich den Druck ausgemacht, Kredite gewähren zu müssen. Von Anfang an habe es an „bankfähigen Projektvorschlägen potentieller Kreditnehmer“ gemangelt. Wie führende Weltbankmitarbeiter zugeben, sei die Bank daher gezwungen gewesen, ständig „Projekte aktiv zu stimulieren und zu entwerfen, um Geld zirkulieren zu lassen“. Der verhängnisvolle Kreislauf der Verschuldung begann schon in den 60er Jahren. So hat Indien 1963, 1964 und 1969 der Weltbank mehr Geld zurückgezahlt als erhalten.

Der Name „Narmada“ steht für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen. Doch der indische Dammbau ist nur ein Beispiel. Bei Weltbankprojekten seien mehr als zwei Millionen Menschen zwangsumgesiedelt worden, schreibt Rich. Auch der Bericht des ehemaligen Weltbank-Vizepräsidenten, Willi Wapenhans, stellte bei 37,5 Prozent der 1991 abgeschlossenen Projekte schwere Mängel in Vorbereitung und Ausführung fest. Möglich sei das nur, folgert Rich, weil die Weltbank noch nicht einmal ihren eigenen Mitarbeitern gegenüber rechenschaftspflichtig sei. Sie verfüge zwar über vorbildliche soziale und ökologische Richtlinien, wende sie aber nicht an. Markus Dufner

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