Blain|Southern Berlin: Oberflächenspannung mit Frischeduft: Abstrakte Arbeiten bei Blain|Southern
Materielle Bezugnahmen auf virtuelle Welten sind in der Gruppenausstellung „I was once lonelyness“ bei Blain|Southern malerisch und skulptural umgesetzt. Samara Scott extrahiert Pigmente aus Shampoo und Softdrinks und färbt damit auch schon mal Klopapier ein. Dieses wirkt auf fast zwei mal drei Metern zusammengewebt nicht etwa trashig, sondern lässt als ultrafeines Büttenpapier Scotts Farben noch zarter und fließender erscheinen. Massiv der Untergrund hingegen bei „Cough“ (2013): Eingefärbter Zement hält im Inneren einen Fußabdruck aus knallbuntem Gel, das beim näheren Schnüffeln penetrant künstlichen Meeresduft verströmt. Vor der Zeit glatter Handy-Touch-Screens gab es bereits diese Flüssigkristallbildschirme, die beim verbotenen darauf Tatschen hübsche, süchtig machende Gelwellen schlagen.
Mit Bildschirmreferenzen von ungewissem Härtegrad spielt nicht nur Scotts Fußabdruck, sondern auch Michael Staniak in seiner türkis-lila-farbenen Bilderserie „TGA“. Was wie Glossy-Prints mit ebener Oberfläche wirkt, erweist sich als Relief voller Furchen und Erhebungen. Es mag an den Schlieren in der Abgussmasse liegen oder am ultrafeinen, scheinbar gesprühten Farbauftrag in mehreren Schichten: Von Weitem ändert sich die Farbe immer genau an dem Punkt, den man mit den Augen zu fixieren versucht. Zweidimensional die Bildfläche bei Mary Ramsden. Die vierteilige Bildergruppe „Plasma Grenade“ (2015) funktioniert als abstrakte, schwarz-weiße Acrylarbeit, die scharfe Kanten und Rundungen auf freies Ausschweifen mit dem Pinsel treffen lässt. In ihrer Komposition treten die geometrischen Formen als Satzzeichen wie gespiegelte Kommata oder Klammern hervor. Der ausgebildete Architekt Asim Waqif verarbeitet konkrete Räume. Fotografien verfallener Gebäude behandelt er mit Säuren, so dass die abgebildete Zerstörung sich im Träger spiegelt. NYM
Bis 23. 1., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87
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