Black History Month: Ein Blick ins Damals und Heute
Der Februar steht im Zeichen Schwarzer Kultur und Geschichte. Für unsere Autorin sind diese Wochen fast so aufregend wie die Vorweihnachtszeit.
F ebruar ist Black History Month. Die letzte Januarwoche ist für mich deshalb so etwas wie Vorweihnachtszeit. Zwar ohne Kerzen und Bäume, aber mit dieser traditionellen Mischung aus Vorfreude und Vorbereitungsstress. Schwarze Organisationen veröffentlichen ihre Veranstaltungskalender, und ich trage mir die interessantesten Termine ein: Lesungen, Filmabende und Diskussionsrunden. Ausstellungen, Workshops und Partys.
Ich packe mir einen Monat voll mit Schwarzer Geschichte und Gegenwart, bereite Instagram-Kacheln vor, weil das eben das ist, was wir im Februar so tun. Organisationen und Einzelpersonen tragen eifrig dazu bei, dass der Black History Month, afrikanische und afrodiasporische Geschichte in Deutschland mehr Öffentlichkeit bekommen.
Ich freue mich einfach darauf, mir die Haare zu machen und wieder auf Community-Events zu gehen. Weiße Leute sehen ja sowieso nicht, ob ich mir Mühe mit meinen Haaren gegeben habe oder nicht. Trotzdem finde ich es wichtig, dass der Monat der Schwarzen Geschichte nicht nur ein Zeitraum ist, in dem Schwarze Menschen zusammenkommen, um Wissen und Unterhaltung zu teilen, auch weiße Menschen und vor allem Institutionen sollten den Februar nutzen, um sich mit Lebensrealitäten der Communitys, Schwarzer Kulturproduktion und zum Beispiel afrodeutscher Geschichte zu befassen.
Schwarze Menschen sind Teil dieser Gesellschaft. Und so empowernd und sinnstiftend das Gemeinschaftsgefühl, das beim meist ehrenamtlichen Organisieren von Veranstaltungen innerhalb der Communitys entsteht, auch ist: Kultureinrichtungen wie Museen, Theater, Bibliotheken und Universitäten haben die Ressourcen, um ein größeres Publikum zu erreichen und Schwarzen Themen eine Plattform zu bieten.
Wenn sich Kultureinrichtungen an Veranstaltungen zum Black History Month beteiligen, zeigt das, dass die Geschichte und Kultur von Afrodeutschen und Menschen afrikanischer Herkunft Teil der hiesigen Kultur sind und ihr Platz in der Gesellschaft anerkannt wird.
Bereicherung für das Stammpublikum
Es schadet weißen Menschen nicht, wenn das Monatsprogramm ihres Stadttheaters sich einmal im Jahr auf einen Schwarzen Kanon bezieht statt auf einen weißen. Im Gegenteil. Es wäre auch für sie eine Bereicherung. Und wenn das weiße bürgerliche Stammpublikum mal wegbleibt – ist auch nicht so schlimm. Schwarze Menschen und andere PoC können sich in den großen Häusern auch gut allein amüsieren. Schließlich finanzieren sie die schicken Einrichtungen im Herzen der Innenstädte das ganze Jahr über mit, ohne dass auf ihre Perspektiven besonderen Wert gelegt wird.
Die Frage, ob sich das aufgrund vielfältiger Bemühungen Schwarzer Künstler*innen und Aktivist*innen in den letzten Jahren schon gebessert hat, ließe sich auf einer gut finanzierten und breit beworbenen Veranstaltung besprechen. Im Februar genauso wie im Rest des Jahres.
Black History Month
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs